Rezension

Eine Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang

Tödliches Wangerooge - Elke Nansen

Tödliches Wangerooge
von Elke Nansen

Eine Liebesgeschichte mit tödlichem Ausgang

„Was machen wir bloß, wenn wir Knut nicht entlasten können?“

Der kauzige alte Ostfriese und Seebär Knut Waatstedt wird anlässlich seines siebzigsten Geburtstags mit einem Urlaubsaufenthalt in Wangerooge überrascht. Auf der Insel lernt er eine gebildete und attraktive ältere Dame kennen, zarte Bande werden geknüpft. Knuts Enkelin Rike und ihr Verlobter Richard Faber planen ebenfalls eine kleine Auszeit auf Wangerooge, doch Opa Knuts Schwarm taucht zum verabredeten Treffen nicht auf. Als am Strand eine Leiche gefunden und als Renata Freifrau und Baroness von Wintershausen identifiziert wird, gerät Opa Knut in allergrößte Schwierigkeiten. Denn die Tote aus altem deutschem Adel war seine Ferienliebe Rena Sommer. Die Polizei aus Emden wird aufgrund der Anwesenheit von Kriminalhauptkommissar Richard Faber auf Wangerooge mit dem Fall betraut, und es sieht nicht gut aus für Opa Knut – erschreckend viele Hinweise deuten auf ihn als Renatas Mörder.

Elke Nansens neuester Fall bringt die Gemüter der sympathischen Protagonisten Kriminalhauptkommissar Richard Faber und Kommissarin Rike Waatstedt in Wallung. Jeder, der den gutmütigen alten Ostfriesen Knut kennt, weiß um seinen aufrichtigen Charakter und um sein goldenes Herz. Doch aufgrund der persönlichen Betroffenheit wird den Kriminalbeamten aus Emden der Fall rasch wieder entzogen. Rike und Faber ermitteln dennoch weiter und setzen alle Hebel in Bewegung, um Opa Knuts Unschuld beweisen zu können. Ihr gesamtes Team steht dabei loyal hinter ihnen – und das Ermittlerpaar findet nicht nur durch Philipp Schorlau, Tamme Hehler, Sonja Withuus und Laurien Heiligenstadt, sondern auch durch Polizeioberkommissarin Ankia Kalsche aus Wangerooge tatkräftige Unterstützung. Ein tiefes Eintauchen in die Vergangenheit des Opfers bringt erste Erkenntnisse zu Tage, doch dieser Fall ist weit komplexer, als es zunächst den Anschein hatte. Eine hoch interessante Spurensuche führt schließlich sogar bis nach Amerika – und plötzlich passiert im Umfeld der von Wintershausen ein weiterer Mord.

Obgleich bereits in den bisherigen Fällen von Elke Nansen das Privatleben der Ermittler eine nicht unbedeutende Rolle spielt, bekommt es in diesem speziellen Mordfall durch Opa Knut als Hauptverdächtigen eine besondere Gewichtung. Rike und Faber sind angesichts der geschickt gelegten falschen Fährten, die allesamt zu Knut führen, am Verzweifeln. Eine vermeintlich verdächtige Person mit starkem Mordmotiv besitzt ein hieb- und stichfestes Alibi, das Team ist ratlos. Offiziell sind den Ermittlern aus Emden die Hände gebunden, doch die eingeschworene Gemeinschaft riskiert Kopf und Kragen, um Knut die Stange zu halten und dessen Unschuld zu beweisen. Während der große und kräftige „Wikinger“ Tamme Hehler und die beiden neuen Kommissarinnen Sonja Withuus und Laurien Heiligenstadt diesmal eher untergeordnete Rollen spielen, lehnt sich der Chef-Forensiker Dr. Philipp Schorlau aus Oldenburg weit aus dem Fenster. Er ist der Einzige, dem dieser Fall nicht entzogen wurde, und er riskiert viel, um dem zukünftigen Schwiegervater seines Freundes Richard Faber zu helfen. Im Zentrum des Geschehens steht diesmal mein liebster Nebendarsteller „Opa Knut“, der mir bereits in den Vorgängerbüchern ans Herz gewachsen ist. Seine Zuneigung zum Lebensgefährten seiner Enkelin gerät jedoch gefährlich ins Wanken, denn Richard Faber fällt die Aufgabe zu, den alten Ostfriesen zu verhaften. Die Verwicklungen in diesem komplexen Fall sind höchst interessant und werden erst nach und nach offenbart. Hervorzuheben ist auch der rätselhafte Prolog, der gleich zu Beginn Fragen aufwirft, und dessen Zusammenhang mit dem Mordfall sich dem Leser ebenfalls sehr lange nicht erschließt.

Ich fand es schön, den liebevoll gezeichneten Charakteren aus den Vorgängerbüchern wieder zu begegnen, schmunzelte über deren Eigenheiten und die Wortgeplänkel, die zum Teil auch den ostfriesischen Dialekt miteinbeziehen. Der einnehmende Schreibstil der Autorin und der durchgehende Spannungsbogen machten diese Lektüre zu einem Vergnügen. Ich bedauerte jedoch, dass Elke Nansen sich in diesem Buch verstärkt derber Ausdrücke und Flüche bediente – ein Umstand, den ich als negative Entwicklung betrachte und der zugleich meinen einzigen Kritikpunkt darstellt.

Fazit: Der Krimi „Tödliches Wangerooge“ bescherte mir einen sehr gut konstruierten Kriminalfall mit weitreichenden Verbindungen in die Vergangenheit. Er hat mich ausgezeichnet unterhalten und mir sehr gut gefallen. Abgesehen von den verbalen Entgleisungen kann ich das Buch absolut weiterempfehlen und würde es als bislang persönlichsten Fall der beiden Ermittler Rike und Faber bezeichnen.