Rezension

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Eine logikfreie Schmonzette in 3 Akten

Smaragdgrün. Liebe geht durch alle Zeiten 03. - Kerstin Gier

Smaragdgrün. Liebe geht durch alle Zeiten 03.
von Kerstin Gier

Bewertet mit 0.5 Sternen

Ich möchte mich der Rezension von Sarah_O (http://wasliestdu.de/rezension/selbst-bei-einfachster-zeitreiselogik-sch...) anschließen die von der Grundüberzeugung her mit meiner Wahrnehmung dieses Buches (Für mich ist es übrigens nur EIN Buch das aus merkantiler Absicht mit viel Fülltext versehen auf drei Bücher verteilt wurde) voll übereinstimmt und nur ein paar Anmerkungen hinzufügen.

Zuallererst die Warnung: Ab nun wird gespoilert was das Zeug hält.

Zunächst sollte man mal positiv erwähnen, dass die Figur das Xemerius (eine der gelungensten Änderungen in Teil 2) die hilfreichste Stütze für den Leser ist, weil er die schmachtvollen rührsentimentalen Herzschmerzphasen und schlichtweg Gwendolynes überbordende Dummheit durch seine sarkastischen, herrlichen Kommentare erst erträglich macht. Die Logikproblematik die sich durch das ganze Buch zieht, weil man immer wieder den Eindruck gewinnt die Autorin habe möglicherweise ihre eigenen Zeitreiseregeln nicht ganz verstanden, werden von Sarah schon sehr gut erklärt. Das generelle Problem bei einem stringenden Zeitverlauf bleibt, dass das was passieren wird nur zu dem führen kann was bereits passiert ist, also die Figuren innerhalb einer fatalistischen Logik agieren und nur noch erzählt werden kann wie es dazu kam. Was ich allerdings nicht verstehe ist wie eine Szene wie die mit James' Impfung, die den bisherigen Zeitstrang durchtrennt und ein unüberwindbares Paradoxon erschafft direkt vor einer Szene stehen kann in der der Graf Gideon erklärt, dass wenn es Lucy und Paul gelingen würde seine Pläne zu durchkreuzen sie nach den Gesetzen der Kontinuität hier nicht säßen. Das muss jedem der das Buch vorab gelesen hat auffallen und ist ein eklatanter und unnötiger Fehler denn die "rettet James" Nebenhandlung hätte das Buch nicht unbedingt gebraucht.

Eine Frage die sich mir beim Lesen immer wieder aufdrängte war die, das wenn man nur 4 Stunden am Tag "elapsieren" kann und den Rest in seiner angestammten Zeit verbringen muss um keine gesundheitlichen Probleme zu kriegen,  wieso und wie können sich dann Lucy und Paul in der Zeit verstecken und sich dauerhaft im Jahr 1912 aufhalten?

Während des Lesens musste ich immer wieder an mich halten, wenn es um die Darstellung der Innensicht von Gwendolynes Gedankenwelt geht, soweit man das so nennen kann. Wenn sie nicht gerade dabei ist, um Gideon zu weinen, weint sie wahlweise weil, sie was ekliges gesehen hat, weil sie sich freut, weil sie denkt, dass sie einfach mal wieder um Gideon weinen müsste, weil jemand was blödes sagt, weil jemand was nettes sagt, weil es Pfannkuchen gibt und dergleichen mehr, oder begnügt sich damit einfach so rumzuflennen, beobachtet voller Inbrunst wie ihr Herz hüpft und sorgt sich um den Zustand ihres Make-ups. Gwendolyne die als oberflächliche kleine Mädchen-Ballerina durch alle Abenteuer hüpft als sei sie eine Figur aus Glee ist schon schwer zu ertragen richtig mühsam wurde es für mich allerdings in der Szene in der der Graf ihr droht Gideon zu erschiessen, sollte sie sich weigern sich selbst zu töten. Selbst wenn man das dümmste Mädchen auf der Welt ist (und Gwendolyne hat gute Chancen auf vordere Plätze) muss man doch wenn man begriffen hat dass man unsterblich ist auf die Idee kommen irgendetwas zu unternehmen damit der Bösewicht nicht einfach so ihren kleinen Mr. Perfect erschießt. Xemerius sagt ihr ja auch "lenke ihn irgendwie ab" aber Gwen macht ihr verhuschtes Prinzessinnen Ding und wartet auf die Rettung durch ihren Ritter in Rüstung. Wie armselig kann frau sein. Xemerius wurde, so denke ich doch, von der selben Autorin verfasst woraufhin sein Einwurf "tu was" ein Eingeständnis ist das Gwendolyne ganz bewusst so dümmlich und unemanzipiert konzipiert wurde. Ich musste mir beim Lesen immer wieder bewusst machen, dass es sich bei ihr um eine beinahe 18 jährige und nicht um eine 10-jährige handelt.

Inhaltlich ist das Buch dramturgisch geschickt gestrickt (und bestimmt nicht leicht zu schreiben) und weiss mit den Nebenfiguren Leslie und Xemerius gut zu unterhalten. Alle anderen Figuren sind merklich eindimensional gezeichnet oder grobweg überflüssig und als Fülltext missbraucht (z.B. Cynthia). Die Geheimnisse sind für jeden binnen kürzester Zeit zu entschlüsseln Der Verräter in der Vergangenheit bringt einen kurz zum gähnen (Nein doch nicht der 1. Sekretär!!!) und man muss nicht mal Justus Jonas sein um zu erkennen das Mr. Whitman das Böse schlechthin (also den Grafen) repräsentiert. Dass Gideon Gideon niederschlägt war mein erster Gedanke als er erwähnte das er vor seinem Niederschlag Gwen sah und ich dachte ich als Autor hätte ihn sich selber nierschlagen lassen . Diese Szene ist auch nicht ganz unlustig beweist Mr. Aalglatt hier doch tatsächlich Mal Selbstironie indem sein alter Ego als Blödmann beschimpft.

Die Film- und Fernsehanspielungen sind manchmal ganz lustig, manchmal schlicht lästig und deplaziert, kaschieren aber mitunter gut dass sich das ganzen Buch aus Ideen der filmischen u literarischen Popkultur speist. Ein bisschen Ghost Whisperer, Charmed, Zurück in die Zukunft, jede Menge Rosamunde Pilcher und wie so häufig bei Kerstin Giers Jugendbüchern, J.K. Rowling und einiges anderes findet sich in der Handlung wieder. Die affirmative Grundhaltung sowohl der stringenden unveränderlichen Zeitlinie als auch den herrschenden Verhältnissen gegenüber zeigt sich dafür verantwortlich das nirgendwo die Oberflächlichkeit des Buches durchbrochen werden kann. Zudem führt Gwendolynes Infantilität dazu dass die Achterbahnfahrt ihrer Bravo-Foto-Love-Story mit Gideon nie wirklich glaubwürdig wirkt. Alle Gefühlsebenen die Gwen durchsteigt verbleiben an der Oberfläche und vermögen den Leser nicht wirklich zu berühren.

Sprachlich wollte ich noch anmerken hat mich besonders die übertrieben häufige Verwendung des Begriffe "funkeln" und "schnauben" genervt. Egal wer gerade im Buch irgendwohin guckt funkelte sein gegenüber an bis dieser schnaubt, so dass schlussendlich ganze Kapitel ein Gefunkel und Geschnaube sind.

Insgesamt ein unterhaltsames Buch das bemüht ist niemanden zu überfordern, das zumindest scheint gelungen.