Rezension

Eine magische Mischung, welche selbst die Augen von Erwachsenen strahlen lässt

Ein Kleid aus Staub - Sarah Zettel

Ein Kleid aus Staub
von Sarah Zettel

Bewertet mit 5 Sternen

Callie und ihre Mutter führen in Kansas ein kleines Hotel, doch seit der Himmel seine Pforten verschlossen und die Region schon für lange Zeit keinen erlösenden Regen gesehen hat, verwandelt sich die Gegend immer mehr in eine staubige Geisterstadt – ohne Hotelgäste und ohne Hoffnung. Für Callie ist diese Situation besonders schwer zu ertragen, da der Staub sie krank gemacht hat und ihr jeder Atemzug zur Qual wird. Ihre Mutter klammert sich aber an ein Versprechen, das ihr Liebster ihr vor über zehn Jahren gab und will bis zum bitteren Ende in der staubigen Einöde verharren. Als diese jedoch bei einem besonders schweren Sturm spurlos verschwindet und ein Mann voll weiser Aura Callie daraufhin einen wichtigen Hinweis auf ihre Herkunft offenbart, beschließt sie sich auf die Reise ihres Lebens zu begeben. Immer an ihrer Seite ist der Straßenjunge Jack, den sie zufällig traf – doch wem kann Callie trauen, wenn Hunger, Armut und rassistische Vorurteile auf die Vereinigten Staaten einprasseln?

Eigentlich wollte ich keine neuen Trilogien mehr anfangen zu lesen, weil wir mit fiesen Cliffhangern und langen Wartezeiten unnötig auf die Folter gespannt werden. Ich bin froh, dass ich bei „Ein Kleid aus Staub“ nochmal eine Ausnahme gemacht habe, zumal ein gemeiner Cliffhanger am Schluss gar nicht auf uns wartet, aber trotzdem die Vorfreude schürt.

Sarah Zettel ist es gelungen, dass ich mich selbst wieder wie ein 12-jähriges Mädchen gefühlt habe, was mit leuchtenden Augen innerhalb kürzester Zeit durch die verschiedenen Etappen à la „Alice im Wunderland“ gewandert ist. Die Autorin hat nämlich eine sehr verspielte und bunte Fantasy-Feen-Welt geschaffen, in der die Bösewichte sich hinter einer freundlichen Fassade verstecken und wir nur stückchenweise die wahren Absichten durchschauen. Nichtsdestotrotz wirkt die Handlung nicht zu weich und lieblich, da das Thema Rassenfeindlichkeit durch Callies schwarzen Vater und ihre daraus resultierende braune Hautfarbe nie in den Hintergrund gerät und somit sogar ein Stück Zeitgeschichte eingewebt wird.

Mit vielen teilweise auch lustigen Elementen wie den „Hoppers“, einer andersartigen Familie, die auf Durchreise bei Callie um Kost und Logis bittet, sowie Spannung mittels zahlreichen Verfolgungsjagden, einem Untoten auf Rachefeldzug und der Entwicklung der beiden Protagonisten wird es niemals langweilig im Auftakt der Trilogie.

Callies eigene übernatürliche Gabe, die durch die Weissagung im Staubsturm einen mystischen Rahmen bekommt, wird recht früh schon eingeführt und ist im ersten Moment eventuell kein großer Paukenschlag, aber bietet eindeutig noch Potenzial.

Ich denke, dass genau diese abgedrehte Mischung aus allerlei Magie und Zauberei mich besonders gefesselt hat, denn viele andere Romane aus diesem Genre trauen sich nicht die unterschiedlichen Spezies gemeinsam in ein Buch zu sperren - vielleicht auch aus Furcht, dass die fehlende Geradlinigkeit Grund für Kritik wird. Mit ihrem kurzweiligen und eingängigen Schreibstil aus der Ich-Perspektive, der für die empfohlene Altersklasse eher schnörkellos gestaltet wurde, balanciert Sarah Zettel aber den Trubel aus der Handlung in geordnete Bahnen!

Auf die Fortsetzung freue ich mich riesig und wünsche mir, dass Callie und Jack ihre mutige und sympathische Art gegen die „Wölfe im Schafspelz“ behaupten können. Sie stehen an der Schwelle zum Erwachsenwerden und sind durch ihre schwierige Vergangenheit bodenständig und dankbar – frei von dem Einfluss der Technik und der neumodischen Verlockungen, was ein weiterer Pluspunkt zum Lesespaß war.

„Ein Kleid aus Gold“ wird voraussichtlich im März 2015 erscheinen und ich bin gespannt, ob der zweite Teil auch so gut wie dieser Roman wird!