Rezension

Eine melodramatische Liebesgeschichte wird ein Politthriller

Drei Minuten mit der Wirklichkeit - Wolfram Fleischhauer

Drei Minuten mit der Wirklichkeit
von Wolfram Fleischhauer

Bewertet mit 3 Sternen

Den Roman "*Drei Minuten mit der Wirklichkeit*" schrieb Autor "*Wolfram Fleischhauer*" im Jahr 2002, das Buch erschien im "*Knaur Verlag*". Giulietta Battin ist 19 und Balletttänzerin an der Berliner Staatsoper. Sie lernt den Argentinier und Tangotänzer Damian kennen, verliebt sich in ihn, doch es wird keine schöne Liebesgeschichte. Damian benimmt sich merkwürdig, erst runiniert er auf der Bühne sein eigenes Stück vor Publikum und wenig später fesselt er Giuliettas Vater und verschwindet ohne ein Wort nach Argentinien. Giulietta will ihn zur Rede stellen und reist hinterher. Was erlebt sie in dieser Tango-Welt von Buenos Aires und kommt sie Damians Rätsel auf die Spur?

Dieser Roman ist eigentlich ein Familiendrama, doch der Autor begibt sich auch ins politische Fach, neben der Militärdiktatur Argentiniens wird auch die DDR-Vergangenheit zur Sprache gebracht. Was mich gut unterhalten hat, sind die Erklärungen zum Tango, seine Wirkung, sein Ausdruck und wie man ihn in Argentinien allnächtlich zelebriert, hat mich sehr interessiert.
Dabei sind die Beschreibungen des Tango recht speziell und schon eher für echte Tangotänzer relevant.
Tango wird häufig als erotisch beschrieben, die Partner kommen sich sehr nah, dabei handelt der Tanz eigentlich nur von der Sehnsucht nach Liebe und von Hoffnungslosigkeit. Musik und Tanz bilden dabei eine Einheit.
 
 
In Buenos Aires trifft Giulietta auch wieder auf ihren Vater, der sich ihr als ein völlig Anderer präsentiert und die Geschichte bekommt melodramatische Züge. Auf einmal verbindet sich auch die deutsche Geschichte mit der argentinischen, die befreundeten Diktaturen waren sich damals sehr nahe.
Was mir zu viel übertrieben erschien, sind die Charaktere, sie sind zu stark betont, sie sind immer schön, heißblütig, hochbegabt, aussergewöhlich und intelligent. Hier hatte ich mehrfach die Vorstellung, Figuren aus einem Groschenroman vor mir zu haben.

Eine schöne Geschichte, mit dem spannendem Einblick in das Tänzerleben und die Geschichte Argentiniens hätte mir vollends gereicht. Leider entwickelt sich die Story dann jedoch zum Polit-Thriller und auch das Ende hat mir nicht gefallen.
 
Dieses Buch liess mich durch die vielen Informationen und die merkwürdig in die Handlung gebauten Figuren recht verwirrt zurück! Wer sich für Zeitgeschichte und Kultur Argentiniens interessiert, der Welt des Tango näher kommen möchte, der findet hier eine anschauliche Lektüre.