Rezension

Eine Mischung aus bekannten Märchenelementen und Dystopie

Die Luna-Chroniken 01: Wie Monde so silbern. E-Book inklusive
von Marissa Meyer

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Er war der Traum aller Mädchen im Land. Er war so weit außerhalb ihrer Reichweite, lebte in einer so anderen Welt, dass sie in der Sekunde, in der sich die Tür zwischen ihnen schloss, aufgehört haben sollte, an ihn zu denken. Also jetzt. Und sie sollte nie wieder an ihn denken, außer vielleicht als an ihren Kunden – und ihren Prinzen. Aber die Erinnerung an seine Hand auf ihrer Haut ließ sich nicht unterdrücken.“ (S.127/128)

Cinder lebt bei ihrer Stiefmutter und ihren zwei Stiefschwestern, arbeitet als Mechanikerin und versucht gegen alle Widerstände, sich nicht unterkriegen zu lassen. Als eines Tages in unauffälliger Kleidung niemand anderes als Prinz Kai an ihrem Marktstand auftaucht, wirft das unzählige Fragen auf: Warum braucht Kai ihre Hilfe? Und was hat es mit dem plötzlichen Besuch der Königin von Luna auf sich, die den Prinzen unbedingt heiraten will? Die Ereignisse überschlagen sich, bis sie während des großen Balls, auf den Cinder sich einschmuggelt, ihren Höhepunkt finden. Und diesmal wird Cinder mehr verlieren als nur ihren Schuh …

Meine Meinung

  • Handlung/ Verlauf der Geschichte

Das Märchen von Aschenputtel bzw. Cinderella, die unter ihrer bösen Stiefmutter und Stiefschwestern zu leiden hat, kennt wohl jeder von uns…Ich liebe diese Geschichte bis heute, sodass ich umso neugieriger auf Marissa Meyers Version war. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht ;)  Die Mischung aus bekannten Märchenelementen und Dystopie, sowie einer Prise Science Fiktion statten das Buch mit einer einzigartigen Atmosphäre aus. Man wird mit einer vollkommen neuen und faszinierenden Welt konfrontiert, aus deren Zauber man am liebsten gar nicht mehr auftauchen möchte.

Wir finden uns in Neu-Peking, 126 Jahre nach dem 4. Weltkrieg und Jahrhunderte nach der Kolonisation des Mondes, in einer hochmodernen Gesellschaft wieder, die mit den ausgefeiltesten Technologien ausgestattet ist. Es gibt Androiden, die dem Menschen in allen Lebensbereichen zur Hand gehen. Ach ja und dann wären da noch die Cyborgs, die halb Mensch, halb Maschine sind. Genau so ein Cyborg ist auch die 16jährige Cinder, die seit einem Unfall bei dem ihre Eltern ums Leben gekommen sind, mit ihrer Stiefmutter Adri und ihren beiden Stiefschwestern in Neu-Peking lebt. Dort betreibt sie einen kleinen Marktstand, mit dem sie versucht ihre Familie über Wasser zu halten. Und das ist leider nicht das einzige, mit dem sie sich herumschlagen muss: Als Cyborg wird sie in der Gesellschaft alles andere als gerne gesehen. Ablehnung und Zurückweisungen stehen somit an der Tagesordnung.

Doch trotz dieser Schikanen lässt sich Cinder von nichts und niemandem unterkriegen. Im Gegenteil! Sie hat es geschafft die bekannteste Mechanikerin im Staatenbund zu werden. Als eines Tages Prinz Kai an ihrem Stand auftaucht und sie bittet seine Androidin Naisini zu reparieren, kann Cinder ihr Glück kaum fassen. Natürlich willigt sie sofort ein, ohne zu ahnen, dass sich ihr Leben dadurch mit einem Schlag verändern wird…

Von diesem Zeitpunkt ist es mit der Ruhe endgültig vorbei und die Geschichte gewinnt relativ schnell an Spannung und Tempo. Eine aufregende und nervenaufreibende Szene reiht sich an die nächste. Dazu die zahlreiche Informationen, die auf einen einprasseln und die viele unerwartete Wendungen, lassen das Buch zu einem richtigen Pageturner werden - vor allem nachdem die Lunarier, die Bewohner des Mondes, die den Staaten der Erde schon seit Jahrzehnten mit einem Krieg drohen, ins Spiel kommen …

  • Schreibstil

Marissa Meyers locker leichter Schreibstil lässt einen förmlich durch die Seiten fliegen.  Man verliert sich in ihren einfachen, aber dennoch stimmungsvollen Beschreibungen und möchte am liebsten gar nicht mehr aus ihrer Welt auftauchen.  Ganz wunderbar gelungen sind ihr auch die Einblicke in die Gedanken und Gefühle ihrer Charaktere, sodass man zu jedem eine Verbindung aufbauen kann. Zwar hätte ich gerne noch mehr über Prinz Kai und den ein oder andren Nebencharakter erfahren, aber davon mal abgesehen konnte mich die Autorin wirklich zufriedenstellen.

  • Charaktere

Ich habe bereits viele Protagonistinnen kennengelernt, aber keine ist mir so schnell ans Herz gewachsen wie Cinder. Sie ist ein so warmherziger, freundlicher und liebenswerter Mensch, obwohl es ihr ihre Mitmenschen wirklich nicht leicht machen. Cyborgs werden nicht allzu gut behandelt, geschweige denn als gleichberechtigt angesehen. Man kann sich also gut vorstellen, dass es für Cinder nicht leicht ist ein normales Leben zu führen. Immer und immer wieder, wird sie auf ihre Andersartigkeit reduziert, dabei wünscht sie sich nichts anderes als Mensch wahrgenommen zu werden. Dass dies nur ein Wunsch bleibt, dafür sorgt schon ihre Stiefmutter. Allerdings war es schön zu sehen, dass ihr wenigstens die Androidin Iko und ihre Stiefschwester Peony zur Seite stehen. Und auch Prinz Kai scheint in ihr nicht nur die kleine Mechanikerin zu sehen. Ich konnte Cinders Gedanken und Gefühle so gut nachvollziehen. Ich habe mich mit ihr mitgefreut, gehofft, geärgert, gezweifelt und natürlich bis zum Schluss mit gefiebert.

Auch Prinz Kai hat mir vom ersten Moment an gefallen, da er trotz seiner bedeutenden Stellung als der zukünftige Kaiser des Asiatischen Staatenbundes total nett und bodenständig geblieben ist. Einige Male hatte ich sogar das Gefühl, dass ihm der ganze Wirbel um seine Person und die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet, viel zu groß ist und er viel lieber ein ganz normales Leben führen würde.

Mein Fazit

Marissa Meyer hat mit ihrer Mischung aus bekannten Märchenelementen und Dystopie eine einzigartige, völlig neue und faszinierenden Welt erschaffen, die „Wie Monde so silbern“ zu etwas ganz besonderem macht. Von der ersten Seite an nahm mich die Geschichte gefangen und ließ mich erst ganz zum Schluss wieder frei. Ich war von den rasanten Veränderungen in Cinders Leben total gefesselt, teilte mit ihr Freund und Leid oder fieberte der nächsten Überraschung entgegen. Und auch wenn ich mir schon früh denken konnte, was wohl passieren wird, habe ich mit diesem Buch sehr schöne Lesestunden verbracht. Nun bin ich natürlich super gespannt wie es im zweiten Teil mit Cinder & Co. weitergehen wird.