Rezension

Eine mitreißende Familiengeschichte im 1. Weltkrieg

Sturmzeit - Charlotte Link

Sturmzeit
von Charlotte Link

Erzählt wird die Geschichte der 18jährigen Felicia Degnelly und ihrer Familie in Ostpreußen kurz vor Beginn und während des 1. Weltkrieges. Felicia wächst auf dem Gut Lulinn auf und ist tief verwurzelt mit ihrer Heimat. Sie ist eine starke, aber unstete junge Frau, die das Leben genießen möchte mit all seinen Facetten. Ihre große Liebe gehört einem Jugendfreund, Maksim Marakow, der jedoch genauso unruhig und bindungsunfähig ist wie Felicia. Beiden gemein ist ein egoistischer Charakter , der sie im Laufe der Jahre immer wieder zusammen- und auseinanderführt.

Felicia geht unbeirrbar ihren eigenen Weg - oft auf eine sehr egozentrierte, rücksichtslose Art und Weise. Letztlich lässt sie sich durch nichts unterkriegen, und um ihre Ziele zu erreichen, scheut sie keine Herausforderung.

1914 bricht der erste Weltkrieg aus, und mit der Harmonie auf Lulinn ist es vorbei. Felicia landet eher unfreiwillig als Krankenschwester an der Front und kommt schließlich nach Berlin, wo sie Alexander Lombard kennen lernt, den sie später heiratet. Zwar liebt sie ihn nicht wirklich, aber er ist ihr nicht unsympathisch und außerdem auf ihrem Weg nach oben Mittel zum Zweck...

Das Buch ist flüssig zu lesen; ich konnte es, nachdem ich angefangen hatte, mich darin zu vertiefen, nicht mehr aus der Hand legen. Alle Ereignisse sind so plastisch und gut recherchiert geschildert, dass ich das Gefühl hatte, mit dabei zu sein. Die anderen Mitglieder der Familie Degnelly kommen auch nicht zu kurz. Jeder hat seine/ihre eigene Geschichte, und irgendwie sind alle miteinander verwoben. Die Personen scheinen mitten aus dem Leben gegriffen, und man lacht, weint und fiebert mit ihnen mit.

Was mir besonders gefallen hat ist, dass die Hauptperson des Romans, Felicia, keine klassische Heldin ist, sondern eine ganz normale Frau mit Ecken und Kanten. Sie ist nicht - wie man es oft in Romanen findet - die Superheldin, die alles richtig macht. Sie ist immer auf ihren Vorteil bedacht, sieht immer zu, dass ihre Unternehmungen von Erfolg gekrönt sind, und man findet in ihr eine Person, die sich selbst eingestehen kann, dass sie keine Florence Nightingale ist. Trotz allem hat sie aber auch ein Herz für Schwache und Notleidende und besonders für die Belange ihrer Familie.

Das Buch war für mich ein großer Lesegenuss, und ich kann es absolut weiterempfehlen!!