Rezension

Eine mitreissende Geschichte zweier Schwestern

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
von Lilly Lindner

Bewertet mit 4.5 Sternen

Inhalt:
April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.
Quelle: Fischer Verlag

April, du darfst dich nicht verschwenden. Es gibt dich doch nur einmal.
Phoebe Seite 63

Schreibstil & Story
Lange habe ich überlegt ob ich dieses Buch lesen soll oder nicht und auch nachdem ich mehrere positive Rezensionen dazu gelesen hatte, konnte ich mich einfach nicht entscheiden. Eigentlich lese ich lieber Bücher die ein Happy End haben und danach sah es bei dieser Geschichte nicht aus. Als ich das Buch dann in einer Buchhandlung entdeckte, konnte ich jedoch nicht widerstehen und ich bereue auch nicht es gelesen zu haben. Das ganze Buch ist nur in Briefen geschrieben und doch hat man den Eindruck, als wären die Tagebücher von zwei Personen zusammen genommen worden. In der ersten hälfte ist, wie auch die Schreiberin, der Schreibstil sehr kindlich, man merkt aber sofort das Phoebe sehr schlau ist. Sie hat so eine Art die Probleme auf der Welt mit kindlichen Worten und doch so treffend zu beschreiben. Im zweiten Abschnitt hat man dann den Eindruck das die schreibende Person viel älter 16 Jahre alt ist, der Schreibstil ist erdrückend und traurig und nach nur wenigen Briefen fühlt man richtig mit ihr. Sie wurde so lange falsch verstanden und als sie dann endlich erfuhr, dass ihre Elters sie wirklich liebten war es zu spät. So sehr missverstanden zu werden ist fast unbegreiflich und doch kann ich mir gut vorstellen, dass dies auf der Welt sehr oft vorkommt. 

Charaktere
Im ersten Abschnitt lernt man zuerst Phoebe sehr gut kennen, sie schreibt ihrer kranken Schwester und erzählt was alles zuhause passiert damit sie in ihrer Abwesenheit nichts verpasst. Sie schreibt all ihre Probleme und Gefühle auf und somit lernt man sie auch wirklich gut kennen, da sie jedoch alles so humorvoll und interessant schreibt ist man beim lesen irgendwie nicht wirklich Emotional mit dabei. Alles was sie sich wünscht ist, dass April wieder zurück kommt und doch scheint sie tief in ihr drin zu wissen, dass ihr Leben nie mehr so sein wird wie früher. Die Mutter der beiden hat April verboten Phoebe zurück zu schreiben und so erhält sie leider nie eine Antwort, auch wenn April liebend gerne zurück schreiben würde. Um in dieser Klinik nicht verrückt zu werden, fängt sie an, Phoebe trotz allem zurück zu schreiben! Sie kann die Briefe natürlich nicht abschicken, hofft aber, dass sie irgendwann Phoebe erreichen werden. Sie möchte so gerne leben, hat aber schon seit langem verlernt wie das gehen soll. Leider wurde sie ihr Leben lang sehr missverstanden und nun ist es zu spät. April und Phoebe verbindet eine sehr starke Geschwisterliebe, nur sie können einander verstehen und wir konnten durch das Geschriebene an dieser schönen und tragischen Geschichte teilnehmen.

Ach Phoebe. Du bist ein Satzzeichen. 
Du setzt Zeichen. Mit deinen Sätzen.
April Seite 274

Gestaltung
Die Idee mit den Vögeln welche so fliegen, dass der Titel oder ein teil davon erscheint finde ich sehr schön und originell. Wenn man das Buch von weitem anschaut hat man dann auch den Eindruck als wäre der Titel nur ICH und beim genaueren betrachten entdeckt man dann das noch mehr geschrieben steht. Leider ist es mir nicht gelungen ein Bild des Buches zu machen, so dass man sieht wie schön weiss die Vögel auf dem blauem Hintergrund sind, irgendwie sieht es auf dem Bild gelblich aus. 

Fazit:
Zuerst dache ich, dass mich diese Geschichte nicht so sehr packt wie vielen anderen. Der Schreibstil hat mir zwar von Anfang an sehr gut gefallen, aber es ging mir einfach nicht so nahe wie ich gedacht habe. Als ich dann jedoch den zweiten Abschnitt des Buches angefangen habe, fand ich es viel ernster und dramatischer als vorher. Zuletzt konnte ich dann ein paar Tränen nicht mehr unterdrücken. Die Ernsthaftigkeit von Bulimie wird hier sehr gut beschrieben und wie in vielen Fällen wird es von den meisten sehr lange nicht wahrgenommen. Die Geschichte von Phoebe und April wird mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben und biss zum Schluss habe ich ein ganz anderes Ende erwartet. So sieht meine Bewertung für *Was fehlt wenn ICH verschwunden bin*aus :