Rezension

Eine mutige Frau und das Drucker-Handwerk zur Neuzeit

Die Herrin der Lettern - Sophia Langner

Die Herrin der Lettern
von Sophia Langner

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist 1554, als Ulrich Morhart, der Besitzer der einzigen Druckerei in der der Universitätsstadt Tübingen und im Herzogtum Württemberg überraschend stirbt. Sein Erbe soll, völlig überraschend für die Zeit, zu gleichen Teilen an seine Frau Magdalena und seinen Sohn Ulrich übergehen. Doch Ulrich der Jüngere kämpft mit allen Mitteln gegen seine ungeliebte Stiefmutter, und auch nicht alle Angestellten akzeptieren eine Frau als Chefin. Doch Magdalena tritt mutig den Kampf an gegen den intriganten Sohn, die Vorbehalte der Universität und des Hofes und die Haltung der Öffentlichkeit, die einer Frau diese Stellung nicht zugesteht. Dabei geht es nicht nur um den Fortbestand der Druckerei, sondern die Existenz von Magdalena und ihren anderen Kindern.

Die Autorin Sophia Langner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Buchdruck und hat zahlreiche Forschungsergebnisse über das schwere Handwerk des Buchdrucks sowie die historische Person der Magdalena Morhart nicht zu einem Sachbuch, sondern einem höchst unterhaltsamen historischen Roman zusammengetragen. Das hervorragend recherchierte Buch offenbart viele historische Fakten und lässt vor den Augen der Leser Ort, Zeit und Personen lebendig werden. Dies ist eingängiger Geschichtsunterricht, aus dem sich viel lernen lässt, nicht nur über die Technik des frühen Buchdrucks, sondern auch das Leben zu Beginn der Neuzeit. Dazu trägt auch die am Schluss angefügte Abgrenzung der historischen Fakten zur Fiktion in der Geschichte bei.

Der Schreibstil ist durchgehend stimmig, flüssig und unterhaltsam.
Die Spannungskurve zieht sich sehr schön durch das gesamte Buch und der Leser fiebert intensiv mit der Heldin mit, ob sie sich letztlich gegen die unterschiedlichsten Anfeindungen wehren kann oder untergeht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht natürlich Magdalena, die erste Buchdruckerin der Geschichte. Sie ist eine sympathische Heldin, mit der sich intensiv mitleiden lässt und an deren Leben die niedrige Stellung der Frau zu ihrer Zeit mehr als deutlich wird. Durch ihre Stärke, ihren Mut (teilweise auch der Verzweiflung geschuldet) und ihr Selbstbewusstsein war sie ihrer Zeit weit voraus. Doch auch die weiteren Charaktere sind von der Autorin gewissenhaft, liebevoll und mehrdimensional angelegt und ich hatte stets ein genaues Bild vor Augen.

Mir hat die Lektüre dieses historischen Romans sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter! Gerade für Bücherwürmer und emanzipierte Frauen ein Muss. ;)