Rezension

Eine Mutter wird Geschäftsfrau – und das im 19. Jahrhundert!

Die Teehändlerin -

Die Teehändlerin
von Susanne Popp

Bewertet mit 4 Sternen

Dem vorliegenden Roman liegt die Familiengeschichte eines noch heute existierenden Tee-Fachhandels zu Grunde. Allerdings ist der Roman weniger der Ware "Tee" als vielmehr der Entstehung dieses ehemaligen Kolonialwarengeschäfts hin zum Fachgeschäft und der damit verbundenen persönlichen Entwicklung der Gründerfamilie gewidmet. Diese bestand Mitte des 19. Jahrhunderts aus Tobias und Friederike Ronnefeldt und ihren zunächst 4 Kindern.

Lag die Verantwortung für das Geschäft auch überwiegend bzw. ausschließlich in den Händen des Ehemannes, so nutzte seine Ehefrau es immer wieder gerne, im Bedarfsfall unterstützend im Ladengeschäft auszuhelfen. Wusste sie doch ihre 4 Kinder in diesen Fällen gut versorgt. Dass sie damit der zur damaligen Zeit vorherrschenden Rolle einer Frau, ihren Haushalt hervorragend zu führen, sich der Kindererziehung zu widmen und tunlichst aus den Geschäften des Ehemannes herauszuhalten, auf keinen Fall entsprach, wird ihr durchaus bewusst gewesen sein. Und doch lässt bleibt sie sich selbst treu und übernimmt während einer längeren Abwesenheit ihres Ehemannes die gesamte Geschäftsführung – und dies überaus erfolgreich. Umso schwieriger ihre Position nach der Rückkehr des Ehemannes und seiner Erwartungshaltung, diese Stellung wieder aufgeben zu müssen bzw. die Absicht, diese Aufgabe weiter wahrnehmen zu wollen– genügend Konfliktstoff für die kommenden Jahre.

Ein wunderbarer historischer Roman, der zu überzeugen weiß und der mich sehr schnell in seinen Bann gezogen hat. Auch, weil es sich um reale Personen handelt, deren Geschichte mit schriftstellerischer Freiheit nachgezeichnet wird, wobei ich die Einbindung in die zur damaligen Zeit vorherrschenden Klischees als überaus gelungen bezeichnen würde. Gerade in der Person von Friederike wird das ganze Dilemma von Frauen, die aus den vorgegebenen Regeln und Verhaltensweisen ausbrechen möchten, und dies nicht zum Eigennutz, sondern – in der vorliegenden Geschichte - zum Wohl und Wachsen eines Handelsgeschäfts, überaus deutlich, verständlich und nachvollziehbar dargelegt.

Ein wunderbarer Roman, dem hoffentlich schon bald eine Fortsetzung folgen wird.