Rezension

Eine Nacht in Tokio - austauschbar, aber lesenswert

Afterdark - Haruki Murakami

Afterdark
von Haruki Murakami

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Variation einer Nacht in Tokio, die im Lokal Denny's kurz vor Mitternacht beginnt. Wir begegnen der jungen Studentin Mari, die ihr Buch liest und von Takahashi, der Maris schöne Schwester Eri kennt, angesprochen wird. Nach einer Unterhaltung mit Mari macht er sich mit seiner Posaune auf den Weg zu einer Bandprobe in der Nähe. Ein wenig erhält Mari im Hotel Besuch von der Besitzerin eines nahegelegenen Love Hotels und wird gebeten mitzukommen, wo sie sich bis in die Morgenstunden aufhält, um bei einem Problem zu helfen. Gleichzeitig kreuzen wir den Weg des Büroangestellten Shirokawa, der mit den Ereignissen im Love Hotel zusammenhängt.

Es könnte eine Nacht wie jede andere sein oder eine höchst einzigartige. Haruki Murakami hat 2004 eine Version geschrieben und viele Leser damit begeistert – so auch mich. Mit seinen abseitigen, stillen und skurrilen Charakteren konnte er mich erneut in den Genuss seiner Werke ziehen. Dabei entrollt „Afterdark“ keine pompöse Geschichte, keine sprachliche Ouvertüre, sondern lockt die Charaktere bei kleinen Gesten und Alltäglichkeiten zu beobachten.
So wie Mari an einer Stelle Takahashi fragt, ob eine von ihm erzählte Geschichte eine Moral hat, fragt man sich dies auch beim Lesen des Buches, das nach einem Jazz-Stück  von Curtis Fuller benannt ist, in dem sich die Figuren befinden am Ende. Es hat keine erkennbare Moral, dafür einen eigenen Rhythmus. Dies ist ein Buch von Murakami, das man gelesen haben kann aber keineswegs muss, ich für meinen Teil bin den Figuren in dieser Nacht gerne gefolgt.