Rezension

Eine nette und einfache Fantasy-Geschichte

Drachenland
von Michael Reaves

Bewertet mit 3 Sternen

Definitiv nicht der immer so hoch angepriesene ultimative Drachenroman, aber eine nette Geschichte.

Zum Inhalt: Ein kleiner unbedeutend scheinender Erfinder namens Amsel gerät zwischen die Fronten zweier Länder, Fandora und Simbala, die zum Krieg gegeneinander aufrüsten. Zuvor kamen in beiden Ländern Kinder auf mysteriöse Weise ums Leben und nun weisen sich die Parteien gegenseitig die Schuld zu. Doch eine dritte Macht tritt auf den Plan: die Drachen. Haben sie etwas mit den Todesfällen zu tun oder stehen sie unter dem Befehl der Fandoraner?

Meine Meinung: Meine Erwartungen an das Buch waren recht hoch, da ich viel Positives darüber gelesen hatte. Leider wurden sie nicht erfüllt. Der Auftakt ist zunächst sehr klassisch. Wichtige Figuren werden eingeführt, Intrigen werden gesponnen und mysteriöse Todesfälle wollen aufgeklärt werden.
Es geht um die zwei Länder Fandora und Simbala. Beide wissen praktisch nichts voneinander, zumal sie durch ein breites Gewässer voneinander getrennt sind und niemand bisher das Risiko auf sich genommen hat es zu überqueren.
Nachdem nun aber der Sohn eines der Ältesten aus Fandora ums Leben gekommen ist, wird der Verdacht schnell auf den Einsiedler Amsel gelenkt. Man wirft ihm vor ein simbalesischer Spion zu sein. Also rüstet man sich recht schnell entschlossen zum Krieg. Genau diese Ereignisse gehen sehr schnell vonstatten und es ist auch etwas unglaubwürdig, dass ein einziger Mann soviel Einfluss auf das Volk haben kann. Letztlich ist er allein für den Krieg verantwortlich. Es gibt kaum aktiven Widerstand gegen seine Pläne.
Auf der anderen Seite des Stroms, in Simbala, ist währenddessen Prinzessin Evirae damit beschäftigt den jungen König Falkenwind vom Thron zu stoßen. Ihre Versuche wirken allerdings recht plump und ihre Argumente sind auch etwas aus der Luft gegriffen.
Die Geschichte liest sich sehr einfach und so ist sie auch inhaltlich gestrickt. Der angebliche Protagonist Amsel ist dabei in der ersten Buchhälfte kaum wahrzunehmen und scheint keine besonders bedeutende Rolle zu spielen. Immer wieder kommen neue Geheimnisse ans Licht, gerade so wie es der Handlung dienlich ist. Das wirkt mir an manchen Stellen einfach etwas zu offensichtlich konstruiert. Der Tiefgang fehlt vor allem. Die Charaktere werden nicht besonders stark beleuchtet und bleiben zumeist in ihren stereotypen Handlungen gefangen. Sämtliche Figuren sind also sehr zweckorientiert und entwickeln sich praktisch nicht.
Die Handlung ist von Anfang an sehr vorhersehbar. Wobei der Schluss dann durchaus überraschen kann, aber eher in der Weise, dass er nicht zwingend ersichtlich ist, sondern dass er leider bedauernswert schlicht und kurz gehalten wird. Alles in allem hat mich das Finale doch ziemlich enttäuscht. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gern gelesen. Es ist sehr einfach und schlicht und hat einen sympathischen Helden, den man allerdings kaum kennen lernt, da hierzu einfach im gesamten Werk die Charaktertiefe fehlt.
Man kann der Geschichte aber dennoch eine gewisse „Moral“ entnehmen. Es wird ja doch gezeigt welche Konsequenzen es geben kann, wenn man nur auf einen verblendeten Mann hört. Aber besonders glaubwürdig wirkt es dabei leider nicht.
Zu guter Letzt wären da noch die Drachen, die für meinen Geschmack einfach zu kurz kommen. Nachdem bereits auf den ersten Seiten noch recht spannend auf diese Wesen hingeführt wird, erfährt man später nur noch etwas von alten Legenden und Geheimnissen, die aber leider nie weiter ausgeführt werden. Natürlich treten die Drachen noch in Erscheinung, aber dann sind es nicht einmal „echte“ Drachen. Von den waren Drachen heißt es immer wieder, sie seien eine ausgestorbene Rasse. Wenn man sich auf Drachen freut ist das schon etwas bitter.

Fazit: Drachenland ist bestimmt nicht das definitive Drachen-Epos. Es ist ein simpel gestrickter Fantasy-Roman, der nun schon mehr als 30 Jahre auf dem Buckel hat. Nette Charaktere, nette Handlung, nett zu lesen, aber eben alles nur nett. Reicht mir nicht zu einem großen Fantasy-Werk. Da alles zu vorhersehbar ist will sich keine rechte Spannung aufbauen. Aber wirklich schlecht ist der Roman auch nicht. Vielleicht etwas zu durchschnittlich oder mittelmäßig. Mir hat das Lesen trotzdem Freude bereitet.