Rezension

Eine neue Eiszeit in Europa

Nach dem Schnee - Sophie D. Crockett

Nach dem Schnee
von Sophie D. Crockett

Bewertet mit 3 Sternen

Willo lebt mit seiner Familie als Wanderer in den Bergen. Hauptsächlich leben sie von der Jagd und dem Verkauf gegerbter Felle. Denn eine neue Eiszeit ist angebrochen, und in den Städten herrscht Armut und Chaos. Ein Wanderer zu sein ist jedoch illegal, und so findet Willo, als er eines Tages von der Jagd zurückkehrt, das Haus verlassen vor. Seine Familie wurde von der Regierung abgeholt. Willo möchte sich allein durchschlagen, trifft jedoch bald auf Mary, die ihre Familie ebenfalls verloren hat. Durch sie gelangt er unfreiwillig in die Stadt, in der er ums Überleben kämpfen muss und nach Informationen über den Verbleib seiner Familie sucht.

Das Cover des Buches gefällt mir gut. Man sieht die Silhouette einer Person, vermutlich Willo, der alleine durch einen endlos wirkenden, verschneiten Wald geht. Dies passt gut zu den Eindrücken der Eiszeit-Welt, die ich beim Lesen des Buches erhalten habe. Den Titel NACH dem Schnee fand ich jedoch ein bisschen irreführend, denn ein Ende der Eiszeit ist nicht in Sicht.

Ich habe leider lange keinen richtigen Zugang zum Buch gefunden. Das lag hauptsächlich an dem sehr gewöhnungsbedürftigen Schreibstil der Autorin. Ausgewiesen als Jugendbuch sollte sich die Sprache Willos wohl seinem Alter anpassen, sie wirkt für mich jedoch sehr gewollt jugendlich und hat meinen Lesefluss gestört. Ein Beispiel hierfür ist der Satz „Da kriecht ein mieses Gefühl in mir hoch, wie ich da auf dem Boden hock.“ (S. 46) Ich konnte mich daher erst nach einigen Dutzend Seiten an den Stil gewöhnen und mich von der Handlung fesseln lassen, die allmählich an Fahrt aufnimmt und zum Ende hin für spannende Szenen sorgt.

Durch Willos Reise von den Wäldern in die Stadt erhält der Leser einen umfassenden Eindruck der dystopischen Welt, die Sophie D. Crockett in diesem Buch erschaffen hat. Fasziniert hat mich die Tatsache, dass diese Welt tatsächlich einmal Realität werden könnte, denn die Handlung ist in England nach dem Versiegen des Golfstroms angesiedelt, zu dem es tatsächlich eines Tages kommen wird. Kohle- und Atomkraftwerke dienen der Stromerzeugung, denn alle Windräder sind unter den Schneelasten eingebrochen und China, die neue Weltmacht, hat die Macht über die Sahara und dort zahlreiche Sonnenkollektoren aufgestellt. Nach und nach erhält man einen Eindruck von den Verhältnissen in diesem neuen England, und ich habe mich oft gefragt, wie ich selbst mich in dieser Welt wohl zurechtgefunden hätte.

Insgesamt hat mir die Handlung des Buches und die dystopische Welt, in der sie angesiedelt ist, gut gefallen. Die jugendliche Sprache des Buches hat mich jedoch gestört, durch sie konnte ich mich auch nicht so recht mit Willo identifizieren. Ich empfehle das Buch daher an junge Leser ab 14 Jahren weiter, die gerne eine Dystopie lesen möchten, die irgendwann tatsächlich Realität werden kann.