Rezension

Eine neue Zeitrechnung

Nach Mattias
von Peter Zantingh

Bewertet mit 5 Sternen

Ein junger Mann stirbt. Woran, wir wissen es lange nicht. Zurück bleiben die Menschen, die Mattias gekannt, geliebt haben, ihm auf die eine oder andere Weise nahe standen, vielleicht auch nur einen ganz indirekten Bezug zu ihm hatten und trotzdem von seinem Tod betroffen sind.

„Eine Woche nach Mattias wurde sein Fahrrad geliefert.“
Eine neue Zeitrechnung bricht an, die Zeit nach Mattias. Episodenhaft nimmt uns der niederländische Autor Peter Zantingh an die Hand, lässt uns schrittweise Mattias‘ Hinterbliebene begleiten. Die Freundin, die in Tränen ausbricht, als ihr das Lesezeichen aus dem von Mattias zuletzt gelesenen Buch fällt und sie nun nicht mehr wusste, auf welcher Seite er war. Den Freund, der seine Trauer mit Laufen kompensiert. Die schlaflosen Großeltern. Die trauernde Mutter. Es sind ganz normale alltägliche Begegnungen mit Menschen, die wir auf die eine oder andere Art selber kennen. Mit jeder Person erfahren wir mehr über Mattias, wer er war, was ihn bewegt hat und letztlich auch wie er gestorben ist.

Was wollen wir hinterlassen am Ende des Tages? Was bleibt, wenn jemand für immer geht? Das sind die Fragen, um die es in Peter Zanthings Roman im Kern geht.

Mit jeder Geschichte mehr und gleich einem Puzzle sehen wir erst mit dem letzten Teil ein ganzes Bild klar vor uns, verbinden die Wege, die sich gekreuzt haben, erkennen die Anstöße, die neue Richtungen vorgeben. Sehen eine Spur von Mattias, die geblieben ist. Wer war nun dieser Mattias: ein lebensfroher Mann, empathisch, leicht zu begeistern, einer der für seine Ideen brannte und sich manches Mal dabei verzettelt, der gerne „Football Manager“ spielte, der Musik liebte und Amber. Zurück bleiben die Menschen, die ihn kannten und liebten, mit ihren unterschiedlichen Erinnerungen an ihn und mit ihren unterschiedlichsten Formen, um ihn zu trauern.

„Trauer ist wie ein Schatten. Der richtet sich nach dem Stand der Sonne, fällt morgens anders als abends.“

So vielschichtig wie das Leben ist auch die Art des Trauerns. Das mag für jeden von uns etwas anderes sein. Und wie uns Peter Zantignh mit seinem Buch zeigt, steht niemand für sich allein.