Rezension

Eine nicht ganz alltägliche Freundschaft und tiefe Liebe.

Fünf Tage im Mai - Elisabeth Hager

Fünf Tage im Mai
von Elisabeth Hager

Bewertet mit 5 Sternen

Bei diesem Buch bin ich geneigt zu sagen, dass die Autorin mit „Fünf Tage im Mai“ der lesenden Welt ein ganz wunderbares Buch „geschenkt“ hat. ´Ja, ich habe die Lektüre dieses Romans als ein ganz großes Geschenk empfunden, weil er viel mehr als eine gut erzählte Geschichte ist. Dieser Roman ist auch Gefühl pur und bringt ganz tief in uns drinnen etwas zum Klingen, so dass man sich unwillkürlich wünscht, man hätte in der Kindheit auch einen solchen Urgroßvater als Freund gehabt.

Illy und ihr Uhrgroßvater Tat’ka sind ein Herz und eine Seele; mit allen Fragen, mit allen Nöten eines Kindes kann Illy zu ihm kommen. Und er weiß immer die richtigen Antworten. Tat’ka ist einer der wenigen Fassbinder, die es heute noch gibt und betreibt eine kleine Werkstatt, die an Illys Elternhaus angebaut ist. Dort erzählt er ihr von seinem Beruf, von seinem Leben und von den untergegangenen Zeiten der KuK-Monarchie. Aber auch wie er das viel schönere und größere Haus seines Nachbarn beim Kartenspiel gewonnen hat. Oder sollte man besser sagen ergaunert hat? Dort in der kleinen Werkstatt verbringen die beiden ihre Zeit mit sehr weisen und klugen Gesprächen zwischen anfangs noch kindlicher Neugier und der Lebenserfahrung eines sehr viel älteren Mannes.
Fünf Begebenheiten aus Illys Leben werden erzählt, immer im Mai angesiedelt, die sich in unregelmäßigen Abständen über insgesamt etwa 18 Jahre hinziehen.  Es beginnt mit Illys Erstkommunion, die sie leider verpasst und darüber zunächst untröstlich ist. Tat’ka schafft es, dass dieser Tag trotzdem für Illy ein schöner Tag ist.
Als sie ihre erste Liebe erlebt, die leider sehr tragisch endet, ist Tat’ka an ihrer Seite und fängt sie auf. Wir erleben einen typischen Geburtstag des mittlerweile über Neunzigjährigen und wissen deshalb, dass er doch in jedem Fall den Hundertsten noch erleben und feiern will. Und sei es nur, um die anderen Dorfbewohner zu ärgern. Illy ist zum Studium lange Zeit von zu Hause weg und zum Teil sogar im Ausland gewesen.
Als sie zum bevorstehenden hundertsten Geburtstag heimkehrt, musss sie erleben, dass Tat’ka viel von seiner Lebensfreude und guten Laune eingebüßt hat. Und so ist es wieder einer dieser Tage, an dem die beiden sich auf Tat‘kas altersschwaches Moped schwingen und eine ihrer Touren machen. Es bleibt dem Leser überlassen, wer bei dieser Fahrt wem Trost spendet, aber als sie spät am Abend heimkehren, geht es beiden viel besser.
Sie feiern Tat’kas Hundertsten, aber ganz anders als die Geburtstage der Vorjahre. Und Illy wächst an diesem Tag über sich hinaus …

Aber lesen Sie selbst, sie werden sicherlich ebenso begeistert sein.