Rezension

Eine nüchterne Sache

So finster, so kalt - Diana Menschig

So finster, so kalt
von Diana Menschig

Bewertet mit 2.5 Sternen

Merle Hänsslers verstorbene Großmutter, Mago, nannten die Kinder stets die "Hexe" und sie lebe im "Knusperhäuschen". Auch Merle glaubte seit ihrer Kindheit, dass das kleine Haus etwas magisches an sich hat. Nun, als Erwachsene, steht sie vor der Frage: In wie weit erzählen die Märchen ihre eigene Familiengeschichte?

Als ich auf das Buch stoß, da war ich hin und weg! Es klang so sehr nach einem Buch, was ich lieben würde. Aber leider erlaubte sich das Buch einige Frötzeleien!

Zuerst zum Schreibstil, der bereitete mir hin und wieder Sorgen. Alles liest sich recht hölzern, abgehackt und altbacken. Wusste nicht einmal das es Begriffe wie "Frötzeleien" (jmd ärgern oder sich etwas anderen gegenüber herausnehmen) überhaupt gibt. Stilistisch erinnert mich alles an ältere Romane aus den 70ern, 80ern die ich früher von meiner Oma immer las. Ebenso hatte es einen recht biederen Beigeschmack, obwohl es versuchte gerade das nicht zu sein. Sprüche wie "lass mich den Chrom deiner Stoßstange polieren...", auch wenn der Charakter es scherzhaft meinte, trugen auch nichts hilfreiches dazu bei.

Wo ich dann auch gleich zu Merle und Jakob komme. Die Protagonisten handeln teilweise so schrecklich unrealistisch und für mich in keinster Weise nachvollziehbar. 

Hey, in dem verschlossenen Haus wackelt ein Stuhl. Wie uninteressant!

Dann wurde Jakob auch noch wortwörtlich mit George Clooney verglichen! Genauso verhielt er sich aber auch. Wer schon immer wissen wollte wie der gute alte Clooney in einem Horrorfilm rüber kommt, der sollte sich dieses Buch anschaffen. Er war gegen Ende viel zu perfekt, man hat einiges hinter der Person im Verborgenen erwartet und wurde dann leider sehr nüchtern enttäuscht. Ganz gut gemacht war zwar die Annahme, dass er zuerst ein anderes, zwiespältigeres Image hatte, was mir ehrlich gesagt auch besser gefiel. Aber man hat ganz klar an dieser Stelle, wie an vielen anderen, massig Potential verschenkt.

Der Schauplatz wechselt zu gegebenen Stellen zwischen der heutigen Zeit und dem 17. Jahrhundert. Die Passagen um ihren Vorfahren Hans waren mit das Beste am Buch. Auch die Protagonisten der Rückblicke waren nicht so dämlich und abwegig, als die, die das Erbe später antreten. An diesen Stellen war das Geschehen für mich am interessantesten. Hier kam richtig Spannung auf.

Leider aber dann auch das Finale, es könnte aus jedem x-beliebigen 0-8-15 Geisterfilm entliehen sein. Ich schaue genug solcher Filme um genau so etwas schon satt zu haben. Möchte es dann nicht auch noch lesen.

Das Buch wandelt auf eigenartige Weise hin und her - zwischen Thriller, Horror und irgendwas mit Mystery. Eine richtige Auflösung, was es mit den Märchen, bzw. Sagen, nun auf sich hatte gibt es auch nicht. Die Protagonisten lenken selbst ab, dass es gegen Ende nicht mehr wichtig sei. Was an sich in dem Moment logisch war, aber als Leser möchte ich nach dem ganzen Stress und Tumult dann doch zumindest eine kleine Art von Auflösung erfahren.

Die Thematik mit den Märchen verlief sich irgendwie in sich selbst, so wie auch einige Situationen oder Handlungen. Zu vieles wurde nur angesprochen, aber nicht näher drauf eingegangen, oder wirkte gar überflüssig.

Alles in Allem meine diesjährig größte Enttäuschung. Habe mich so auf dieses Buch gefreut und blieb stets dran, hatte mir zumindest für das Ende etwas größeres Erhofft. Schade eigentlich.