Rezension

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Eine Ode an den Heftroman

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman - Lyssa Kay Adams

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman
von Lyssa Kay Adams

Bewertet mit 2.5 Sternen

Von wegen 'Ein fast perfekter Liebesroman'! 'Die Königin der Heftromane' wäre ein sehr viel passenderer Untertitel für dieses Buch gewesen, denn genau das ist 'The Secret Book Club'. Laut Autorinnenportrait soll der Roman eine Hommage an die Liebesromane sein, die Lyssa Kay Adams schon als Kind aus den Regalen ihrer Großmutter stibitzt hat. Offensichtlich waren das nicht 'Stolz und Vorurteil' oder 'Romeo und Julia'.

Im Zentrum der Story stehen Gavin und Thea - seit drei Jahren zusammen, Eltern von Zwillingen und in ihrer ersten Krise. Zum Glück können Gavins Kumpels helfen: sie lesen nämlich heimlich Liebesromane und wissen daher, wie die Frauen ticken. Zum Glück haben sie ein Buch zur Hand, das 1:1 auf die Situation von Gavin passt (bis hin zur Familiengeschichte der Frau - welch Zufall!) und fortan versucht Gavin, inspiriert vom 'Grafen', dem Protagonisten aus seiner Lektüre, seine Ehe wieder zu kitten. Wird er es schaffen?

Natürlich. Inklusive mehrfach befriedigendem Sex-Spektakel. Wer in seinem Leben bisher mehr als einen Heftroman gelesen hat, dürfte vom Ausgang nicht überrascht sein. 

Ich habe zwei große Probleme mit diesem Buch: 

1. Der Buchclub, der keiner ist. 1a) Groschenromane (oder Regency Romances) sind keine 'Liebesromane'. Sind sind ein eigenständiges Genre, der Trivialliteratur zuzuordnen und definitionsgemäß sehr eindimensional. Wer die als Ratgeber in Liebesdingen heranzieht, den kann ich nicht ernst nehmen. 1b) In einem Buchclub tauscht man sich über die Lektüre aus und die Lektüre wechselt. Gavin liest komplett für sich alleine nur einen einzigen Roman und die Flirttipps, die er von seinen Clubgenossen bekommt, hätten sie ihm auch unabhängig von den Büchern geben können. Aus diesem Punkt hätte man so viel machen können, aber die Idee wurde komplett verschenkt.

2. Die Ausgangssituation ist unglaubwürdig konstruiert. Obwohl Gavin und Thea erst so kurz zusammen sind, haben sich sich gegenseitig und selbst komplett verloren und leben aneinander vorbei. Die Zwillinge sind für ihr Alter unrealistisch reif dargestellt. Warum? Beides unnötig! Lass die Ehe doch schon 10 Jahre dauern und die Kinder 6 Jahre alt sein, dann wäre beides viel glaubwürdiger! Ich habe den Eindruck, die Autorin hat weder in Bezug auf Beziehungen noch in Bezug auf Kinder Lebenserfahrungen, die über das Lesen von Heftromanen hinaus geht. 

Abgesehen von diesen beiden Kritikpunkten ist die Lektüre leicht zu lesen und der Humor stellenweise wirklich gut. Der Umgangston der Personen miteinander ist zeitgemäß und bisweilen sehr flapsig, was mir gefiel. Dass eine der Hauptfiguren ein Handicap hat (Stottern), das im Roman durchweg als Tatsache präsent ist, empfinde ich eigentlich als aufgeschlossen, ich bin mir aber nicht sicher, ob das Betroffene ebenso empfinden und die Darstellung nicht als unangemessene Verharmlosung sehen könnten.

Fazit: Kyss ist nicht weit weg von LYX und der Titel ist hier mehr Verkaufsmasche als Inhaltsangabe.

Kommentare

Arbutus kommentierte am 17. Juni 2020 um 14:56

Die Königin der Heftromane...! Love it. Hach, Du hast mich ja noch leicht unterboten, was die Sternchen angeht. Sehr coole Rezi. Genauso war's. 

wandagreen kommentierte am 17. Juni 2020 um 16:35

Ich versteh nur nicht, warum ihr "das Zeug" überhaupt lest.

MrsFraser kommentierte am 07. Juli 2020 um 09:40

Männer die Liebesromane 'auseinandernehmen' (so meine Erwartung) - das hätte witzig werden können.... Hätte.

wandagreen kommentierte am 07. Juli 2020 um 12:43

Jaaaaaa - aber nicht bei deeeem Cover!