Rezension

Eine Odyssee durch ein verwirres Land

Fanny oder Das weiße Land -

Fanny oder Das weiße Land
von Beatrix Kramlovsky

Bewertet mit 5 Sternen

Beziehungsweise durch viele verwirrte Länder - und immer in Richtung Westen.

Wir begegnen hier dem Wiener Karl, der im Ersten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft gerät. Ihn verschlägt es ins östliche Sibirien, quasi ans andere Ende der Welt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Viktor und vier weiteren Männern gelingt ihm die Flucht, die zu einem unglaublichen Abenteuer wird und stellenweise an Doktor Schiwago, an anderer Stelle an eine waghalsige Weltumrundung denken lässt.

Was Karl aufrecht hält, ist der Gedanke an Fanny, seine große Liebe und an den gemeinsamen Sohn. Dadurch erduldet er einiges und erreicht vieles: denn Karl ist ein Künstler, ein Maler, zudem geschickt im Erstellen von Figuren und damit rettet er sein Team nicht nur einmal.

Es ist eine unglaubliche, mehrjährige Odyssee, der die Rückkehrer ausgesetzt sind - sie führt mehrfach zu neuer Gefangenschaft, aber auch zu einer wundervollen Begegnung unter Freunden, nämlich bei deutschen Mennoniten, sowie zu weiteren sowohl erschreckenden wie auch (wenigen) erbaulichen Momenten.

Es ist, obwohl in ruhiger, kluger Sprache geschrieben, definitiv ein tollkühnes, aberwitziges, aber auch brutales Abenteuer, dem die Österreicher ausgesetzt sind. Beatrix Kramlowsky hat sicher alles andere als einen Abenteuerroman geschrieben, oder einen solchen auch nur geplant, ich habe aber mit sehr großer Spannung, ja Erregung gelesen. Und Ängste, Erschreckendes, aber auch mal Erfreuliches durchgestanden.

Für mich ist dies ein wunderschönes, ja ein rührendes Buch, das mich sehr begeistert hat - ein besonderes Kleinod.