Rezension

Eine Pilgerreise verändert den Protagonisten und die LeserInnen

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
von Rachel Joyce

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

Ein verheirateter Rentner mit dem Namen Harold Fry erhält eines Tages einen kurzen Brief seiner ehemaligen Arbeitskollegin Queenie Hennessy. Harold erfährt, dass Queenie in Nord-England - an der Grenze zu Schottland - in einem Hospiz lebt, und sehr krank ist. Queenie und Harold haben einst in einer Brauerei zusammengearbeitet. Harold liest den kurzen Brief, schreibt daraufhin ein paar Worte auf ein Blatt Papier, steckt das Blatt Papier in einen Umschlag, und macht sich auf den Weg zu einem Briefkasten in seiner Nachbarschaft. Aber nein, er steckt den Briefumschlag nicht in den Briefkasten, sondern geht zum nächsten, und zum übernächsten, und zum über-übernächsten Briefkasten... bis daraus eine Wanderung wird. Erst nach einigen Kilometern entscheidet Harold sich dafür, Queenie in Berwick upon Tweed in ihrem Hospiz zu besuchen. Allerdings benötigt Harold von zu Hause bis zu dem Hospiz gut 1.000km, denn Harold lebt im Süden Englands. Somit wird aus wenigen Kilometern eine tagelange Pilgerreise, auf der Harold einige Abenteuer erleben wird.

Eigene Meinung

Zunächst erlebt man als Leserin eine Reise durch Süd-Englands Siedlungen und Landstraßen mit PKWs und LKWs und denkt sich:  hmmm, die Reise war bisher nicht sehr abenteuerlustig. Doch nach und nach setzt sich nicht nur Harolds Pilgerreise wie ein Mosaik zusammen, sondern die Reise entwickelt sich für ihn wie eine innere Reise seines ICHS, das sich letztendlich zu einem Mosaik zusammengefügt. Am Anfang passiert nicht viel Außergewöhnliches auf dieser Pilgerreise, aber versetzt man sich selbst einmal in Harolds Situation, wenn man mehr oder weniger alleine (und einsam) hunderte Kilometer wandert.... man kommt auf viele Gedanken.

Fazit

Rachel Joyce ist ein wunderbarer nachdenklicher und einfühlsamer Roman gelungen, der zwar anfangs einem beim Lesen etwas langweilt, aber nach und nach lernt man Harold, seine Frau und seinen Sohn kennen. Und Queenie ist nicht zu vergessen, die dazu beiträgt, dass Harold diese Pilgerreise schon länger benötigte als er je zuvor geglaubt hat. Letztendlich ist man einige Lebenserfahrungen aus Harolds Perspektvie reicher geworden.