Rezension

Eine Reise ans andere Ende der Welt

Vom anderen Ende der Welt - Liv Winterberg

Vom anderen Ende der Welt
von Liv Winterberg

Bewertet mit 4 Sternen

Um seiner Berufung zu folgen und seinen Traum zu verwirklichen, muss man schon mal zu unkonventionellen Mitteln greifen. Das galt besonders für Frauen im 18. und 19. Jahrhundert. Mary Linley, Protagonistin dieses Romans ist fest entschlossen, Botanikerin zu werden. Die 19-Jährige will in die Fußstapfen ihres Vaters treten, ein angesehener Arzt und Naturforscher, der ihr sein Wissen weitergab und während einer Expedition ums Leben kam. Ihre Tante Henriette ist strikt dagegen und will sie so schnell wie möglich unter die Haube bringen.

Als sich Mary als botanische Mitarbeiterin für eine Expeditionsreise in den Südpazifik bewirbt, wird sie natürlich abgewiesen. So verkleidet sie sich als Mann und kann sich als Zeichner auf die Sailing Queen einschmuggeln. Welche Gefahren und Widrigkeiten sie erwarten, ist der jungen Frau, die die Welt bereisen will, noch nicht bewusst.

Von Plymouth aus geht es über Madeira, Südafrika, rund um Kap Horn bis nach Haiti. Liv Winterberg beschreibt den harten Alltag der Crew und eine Reihe von tragischen Unglücksfällen so detailreich und intensiv als hätte sie sie selbst miterlebt. Leider nahm dieser Part so viel Platz ein, dass die eigentliche Forschungsarbeit als Botaniker, die mich am meisten interessierte, etwas zu kurz kam. So habe ich besonders gern die Passagen gelesen, in denen Mary die Wissenschaftler auf Landgänge zum Beispiel in Rio de Janeiro begleitet und die Pflanzenwelt erkundet. Der Roman beruht auf der Lebensgeschichte der französischen Naturforscherin Jeanne Baret.