Rezension

Eine Reise, die in den Sturm führt

In blaukalter Tiefe -

In blaukalter Tiefe
von Kristina Hauff

Caroline ist positiv überrascht, als ihr Mann Andreas verkündet, dass er für sie ein Segelschiff gechartert hat, um durch die schwedischen Schären zu segeln, denn ihre Beziehung steckt schon länger in einer Krise. Ernüchterung stellt sich jedoch ein, als sie erfährt, dass Andreas auch einen Mitarbeiter aus seiner Kanzlei eingeladen hat, den er in Kürze zum Partner befördern will. Gemeinsam mit Daniel und seiner Freundin Tanja sowie dem Skipper Eric sticht das Paar in See. Schon bald schlägt die entspannte Urlaubsstimmung um, und Abgründe tun sich auf, während der Wind die Reisepläne durcheinander bringt.

Der Roman beginnt mit einem kurzen Prolog aus der Perspektive von Caroline, die in Conquet-sur-Mer unterwegs ist. Sie verfällt in große Aufregung, als sie glaubt, einen Mann gesehen zu haben, der tot ist. Danach springt das Buch sechs Wochen in der Zeit zurück an den Beginn des Segeltörns, den sie mit ihrem Mann Andreas, dessen Kollegen mit seiner Freundin sowie einem Skipper unternommen hat.

Zu Beginn des Törns ist die Stimmung entspannt, auch wenn nicht alle guter Laune sind. Caroline wäre lieber mit Andreas allein unterwegs. Tanja ist als Unterstützung für ihren Freund Daniel dabei, würde ihren Urlaub aber viel lieber woanders verbringen und hat als Pflegekraft das Gefühl, aus einer anderen Welt zu kommen. Eric ist allein dabei, da seine Partnerin Silvie erkrankt ist, und bleibt distanziert. Erste Unruhe kommt auf, als Andreas und Daniel schlechte Nachrichten aus der Kanzlei erhalten und Daniel den höherrangigen Andreas beeindrucken will.

Die Beteiligten sind mit gewissen unausgesprochenen Erwartungen an die Reise herangegangen. Der zunehmende Frust im Hinblick darauf, dass sie sich nicht erfüllen, drückt sich auf ganz unterschiedliche Weise im Verhalten aus, während offene Konfrontationen vermieden werden. Vor der malerischen Kulisse der schwedischen Schären wird das Boot allmählich zu einem Pulverfass und ich fragte mich, ob und wann die Situation eskalieren wird.

Durch die wechselnden Perspektiven erhielt ich als Leserin gute Einblicke, was in den einzelnen Personen vorgeht. Diese sind alle nicht frei von charakterlichen Schwächen, keiner fällt positiv deeskalierend auf. Das Ende fällt nach dem Aufgreifen der Szene aus dem Prolog sehr kurz aus, hier hätte ich mir noch mehr Szenen gewünscht. Der Roman ist ein intensives Psychogramm, dessen dramatische Entwicklung der Ereignisse sich von Beginn an abzeichnet und der Leser:innen im tatsächlichen und übertragenen Sinne auf eine Reise mitten hinein in einen Sturm mitnimmt.