Rezension

Eine Reise entlang unterschiedlichster Grenzen…

Atlas der Unordnung -

Atlas der Unordnung
von Delphine Papin

Bewertet mit 4 Sternen

》INHALT:

Grenzen sind so abstrakt wie allgegenwärtig, einerseits surreal und auch wieder ganz konkret: Der »Atlas der Unordnung« gibt in über 60 ungewöhnlichen Karten, Schaubildern und Info-Grafiken eine Einordnung, wie wir unsere Welt sortiert und unaufgeräumt gelassen haben. Das Ergebnis überrascht auf jeder Seite: Wo genau im Rhein verläuft die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland? Und welche und wieviele Grenzen gibt es eigentlich am Südpol?

Jede Grenze ist menschengemacht, und der »Atlas der Unordnung« öffnet uns die Augen über das Unvollkommene, oftmals Absurde daran. Denn Grenzen sind ein Kompromiss, um menschliches Zusammenleben möglich zu machen.

 

》EIGENE MEINUNG:

Die Grundidee des „Atlas der Unordnung“ hatte mich schon mit dem Untertitel „60 Karten über sichtbare, unsichtbare und sonderbare Grenzen“ gepackt. Die moderne Gestaltung von außen und die vielen anschaulichen Karten im Inneren taten ein Weiteres.

Nach einem spannenden Prolog, bei dem sowohl Worte, als auch Schöpfer und Jahreszahl erstaunen, starten wir mit vielfältigen Zitaten in das Thema Grenzen. Gerade jene zu Russland oder aus Putins Feder hinterlassen im Moment natürlich einen besonders bitten Geschmack…

Im Anschluss ist das großformatige, hochwertige Buch (etwa 26 x 2 x 26 cm) in 5 große Kapitel geteilt:

I) Grenzen als Vermächtnisse

II) Meere und Grenzen

III) Mauern und Migration

IV) Spezielle Grenzen

V) Umstrittene Grenzen

Schon an diesen Kapitelüberschriften erkennt man die Vielfalt der im Buch angesprochenen und verflochtenen Themen wie Politik, Migration, Religion, Kultur, Kolonialismus, Konflikte, Bodenschätze, Militär, Länderteilungen, tödliche Grenzen, natürliche Grenzen, Grenzrekorde, Nachbarschaft, Sicherheit, Pandemien, Weltgeschichte uvm. Ich habe hier vieles gelernt und anschaulich verdeutlicht bekommen.

Zu jedem Abschnitt findet sich im Vorfeld ein hinführender Text. Im Anschluss lebt das Buch von sehr schön und interessant gestalteten Karten, Schaubildern, Info-Grafiken. Hierzu hätte ich mir jedoch oft noch ein paar mehr erklärende Sätze gewünscht oder einen kleinen Text, der sich auf die oft sehr groß angelegten Legenden bezieht. So muss man sich das dargestellte Bild erst aufwändig selbst erschließen, was ein entspanntes Schmökern für mich etwas gestört hat.

Auch hätte ich das ein oder andere Mal gerne noch mehr zu den Hintergründen dieser Grenzen erfahren – es wird zwar oftmals auf die verschiedensten Verteidigungslinien (genaue Erklärungen dazu am Ende des Buches) bzw. politische Verträge o. Ä verwiesen, mit denen ich mich persönlich jedoch nicht gut auskenne, was das Lesevergnügen etwas getrübt hat. Nichts desto trotz eine spannende Buch-Idee, die den Horizont erweitert, Zusammenhänge interessant darstellt und eine Klarheit und Eindringlichkeit zu vielen bekannten Themen erzielt.

 

》FAZIT:

Mir hat die Grundidee vom „Atlas der Unordnung“ gut gefallen und ich habe viel über natürliche und künstliche Grenzen gelernt. Gerade in Zeiten des aktuellen Krieges in der Ukraine, geht das Buch nahe und regt zum Nachdenken an…