Rezension

Eine Reise im Balkanexpress

Mord im Balkanexpress - Matthias Wittekindt, Rainer Wittkamp

Mord im Balkanexpress
von Matthias Wittekindt Rainer Wittkamp

1895. Am Burgtheater in Wien soll der neue Theaterdirektor vorgestellt werden. Unter den Gästen wird auch Kaiser Franz Joseph sein, doch einem glücklichen Zufall sei Dank ist der Kaiser an diesem Abend zu spät und nicht anwesend, als die Bombe im Burgtheater hochgeht. Die an diesem Abend anwesende Schauspielerin Christine Mayberger begibt sich mit dem deutschen Agenten Albrecht Prinz von Schwarzburg-Rudolstadt auf die Jagd nach den Attentätern.

Das Buch ist in der dritten Person Singular und im Präsens geschrieben. Zudem wird immer wieder die Perspektive gewechselt, sodass man als Leser nicht nur die Ereignisse rund um Christine und Albrecht, sondern auch die um die Attentäter und den Serben Lazard verfolgen kann.

Durch die fülle an auftretenden Figuren mag es vielleicht im ersten Moment ein wenig verwirrend klingen, wer nun wer ist – in dieser Hinsicht ist das Personenverzeichnis zunächst einmal etwas erschreckend, beim Lesen allerdings hatte ich persönlich keine Probleme damit. Die Figuren sind gut charakterisiert und unterscheiden sich dadurch voneinander.

Insbesondere Christine und Ica sind zwei starke Frauenfiguren, die durch ihre Art viele Sympathiepunkte sammeln können. Insgesamt fällt es tatsächlich leicht, mit den einzelnen Figuren mit zu fiebern, ganz unabhängig davon, auf welcher Seite sie stehen.

Sprachlich kann der Roman definitiv punkten. Durch die Wortwahl entsteht eine Atmosphäre, die hervorragend zum Ende des 19. Jahrhunderts passt. Unterstrichen wird dies ebenfalls durch den doch recht nüchternen und schnörkellosen Schreibstil.

Stellenweise fällt die Spannung leider ein klein wenig ab. Für einen Krimi eigentlich unüblich fiebert der Leser nicht der Auflösung eines Mordfalls oder in diesem Fall des Attentats zu Beginn hin, denn noch bevor die Bombe detoniert, ist klar, wer die Täter sind. Viel mehr geht es um die Frage, ob es den Tätern gelingt ein weiteres Attentat auf den Kaiser auszuüben. Dennoch hat der Krimi genügend Stellen mit Tempo und auch die langsamen Szenen funktionieren hervorragend.

Es ist vielleicht nicht der beste historische Krimi, den ich bislang gelesen habe, dennoch ist das Buch eine kleine Zeitreise. Über die historische Korrektheit kann ich nicht all zu viel sagen, allerdings fühlt sich diese Zeit beim Lesen sehr lebendig an und  der entstandene Eindruck deckt sich mit dem, was mir über diese Zeit bekannt ist.

Für Liebhaber historischer Romane, insbesondere historischer Krimis, definitiv empfehlenswert.