Rezension

Eine Reise in die Vergangenheit

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste - Philipp Schwenke

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
von Philipp Schwenke

Bewertet mit 4 Sternen

Winnetou war der Held meiner Kindheit und ich habe alle Bücher von Karl May verschlungen, auch wenn ich sie teilweise nicht verstanden habe. Deshalb war dieses Buch für mich eine Reise zurück in meine Kindheit. Natürlich wusste ich einige Dinge über den Autor, dass er z.B. öfters im Gefängnis gesessen hat, und in seiner Villa Shatterhand in Radebeul waren wir auch schon.
Philipp Schwenke hat mir May dann doch noch von ganz anderen Seiten gezeigt und das fand ich trotz der 600 Seiten doch sehr erhellend. 
Das Buch spielt in zwei Zeitebenen, einmal die (erste) Reise von Karl May in den Orient. Er fremdelt mit der Umgebung und sieht seine Träume zerbrechen. 
Die zweite Ebene spielt einige Jahre später. Mays Ehe mit Emma ist zerrüttet, statt dessen wendet er sich Klara, der Witwe seines besten Freundes, zu, die ihn besser versteht als die oberflächliche Emma. Gleichzeitig muss er sich vieler Verdächtigungen erwehren, weil Journalisten ihn anfeinden und vermuten, dass er nicht der Held ist, als der er sich in seinen Büchern präsentiert.
May entpuppt sich als egozentrischer, geltungssüchtiger Phantast, der immer wieder geschickt versteht sich aus der Schlinge zu ziehen, wenn es brenzlig wird. Aber er ist auch ein Leidender, den seine Umgebung nicht versteht und der sich oft einsam fühlt, weil die Welt so ganz anders ist, als er sie sich wünscht.
Das Buch ist manchmal komisch, manchmal langatmig, aber immer unterhaltsam und ich habe es gern gelesen. Es hat mir den Helden meiner Kindheit auf andere Weise näher gebracht.