Rezension

Eine Reise in eine außergewöhnliche Welt

Das Land der Juwelen 1 - Ichikawa Haruko

Das Land der Juwelen 1
von Ichikawa Haruko

Bewertet mit 3 Sternen

Auf der Suche nach dem eigenen Platz im Leben. 

Inhalt:
Phosphophyllit, genannt Phos, ist ein junger Edelstein, der davon träumt, seinen Freunden im Kampf gegen die Lunarianer beizustehen. Doch Phos ist zerbrechlich und nicht für den Kampf geeignet. Er wird stattdessen beauftragt, eine Enzyklopädie über die Natur und Geschichte der Welt zu erstellen. Auf der Suche nach Einträgen für sein Werk trifft er auf Cinnabarit, einen giftigen Edelstein, der nachts einsam Wache über das Land hält…

Meinung: 
Das Land der Juwelen ist in mehrfacher Hinsicht ein außergewöhnlicher Manga.
Es beginnt mit dem Umschlag mit - für Mangas ungewöhnlich - Klappenbroschur und den ersten Seiten, die sehr schöne farbige Illustrationen zeigen. Ich freue mich immer über Farbseiten in Mangas, denn man bekommt von den Charakteren und ihrer Welt immer nochmal einen besseren Eindruck, wenn man sie in Farbe kennen lernt. 
Die Illustrationen sind trotz der kräftigen Farben genauso filigran und zart, wie die Zeichnung innen. Ichikawa Haruko gestaltet die Charaktere sehr schlank und hält die Settings und Hintergründe absolut reduziert. Auch die Bewohner der Monde, die an buddhistische Gottheiten erinnern, bestehen nur aus feinen Outlines. Die Charaktere wirken geradezu transparent.
An eine andere Besonderheit des Mangas muss man sich wohl erstmal gewöhnen.
Alle Charaktere in der Geschichte haben kein Geschlecht. Daher wird in der deutschen Übersetzung das geschlechtsneutrale Pronomen „xier“ verwendet. Das liest sich ziemlich merkwürdig, ist aber nur konsequent, denn ein „Stein“ ist nun mal nicht männlich oder weiblich. Ich finde die Idee dahinter sehr interessant. In Zeiten von Gender und der zunehmenden Wahrnehmung von Transsexualität eröffnet „Das Land der Juwelen“ eine Erzählweise, die ich so vorher nicht kannte.
Genau wie Edelsteine und Mineralien in unserer Welt, haben die Edelsteine im Manga verschiedene Eigenschaften und sind mehr oder weniger zerbrechlich. Nach diesen Eigenschaften hat jeder eine spezielle Aufgabe. Nur Phos als Protagonist muss die richtige Aufgabe noch finden. Leider ist xier alles andere als motiviert. Phos Ziel ist es, an der Seite der anderen Edelsteine gegen die Bedrohung von den Monden zu kämpfen. Xier ist ungeduldig, ungeschickt und bei den anderen Charakteren alles andere als beliebt. Das alles führte nicht unbedingt dazu, dass Phos mir in Band 1 sonderlich sympathisch wurde.
Auch die Gegner von den Monden sind bisher noch ziemlich flach und wenig zugänglich.
Sie haben keinerlei Text während des gesamten Bandes. Sie erscheinen, werden bekämpft und verschwinden. Was sie von den Edelsteinen wollen erfahren wir nur aus dem Prolog.
Dieser gibt zwar einen groben Überblick über die Situation auf der Erde, aber mehr auch nicht. Der Einstieg in die Geschichte und der Zugang zu den Figuren fiel mir daher nicht so leicht.

Fazit:
Das Team vom Cross Cult hat sich für die Übersetzung wirklich Gedanken gemacht.
Und auch die Verarbeitung des Bandes ist wirklich toll. Die Klappenbroschur und die Farbseiten sind wirklich super.
Die Handlung und die Figuren machen es einem das schon weniger leicht.
Die Zusammenhänge sind noch nicht wirklich durchschaubar und der Protagonist ist eher ein nerviges kleines Kind, als ein „Held“. Ich hoffe, dass sich die Geschichte in den nächsten Bänden noch steigert.
Für Fans von ungewöhnlichen Science-Fiction Geschichten ist „Das Land der Juwelen“ bestimmt interessant. Ich werde dem Manga auf jeden Fall noch eine Chance in Band 2 geben.