Rezension

Eine Reise in eine düstere Welt voller Finsternis

Königreich der Schatten: Die wahre Königin - Sophie Jordan

Königreich der Schatten: Die wahre Königin
von Sophie Jordan

Seit Luna denken kann, herrscht in ihrer Welt Dunkelheit. Nur eine Stunde am Tag zu Mitterlicht kämpft sich die Sonne durch die allumfassende Finsternis und vertreibt die grausigen Finsterirdischen, die die Nacht regieren und den Menschen nach ihrem Leben trachten, zurück unter die Erde. Zu ihrem Schutz lebt Luna zusammen mit ihrer Amme und einem alten Soldaten in einem großen Turm mitten im Wald. Doch sie möchte mehr aus ihrem Leben machen und nicht für immer sicher aber tatenlos in ihrem Turm festsitzen. Als sie auf einem nächtlichen Streifzug auf den Waldläufer Fowler trifft, wird ihr sehnen nach Freiheit nur noch größer. Und ihr Leben um ein Vielfaches aufregender und gefährlicher.

Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei verschiedenen Sichten erzählt. Zuerst nur aus der Sicht von Luna, später kommt auch die Sicht von Fowler dazu.
Beide Charaktere konnten mich sowohl zusammen als auch jeder für sich überzeugen. Fowler ist eher ruhig und verschlossen. Gefühle sieht er als Schwäche an und somit versucht er, diese komplett zu verbannen und sich alleine durch diese gefährliche Welt zu schlagen. Deswegen ist er anfangs auch nicht begeistert, als Luna ihn begleiten soll. Doch sobald er das junge Mädchen erstmal kennengelernt hat, kann auch er sich nicht gegen seine aufkeimenden Gefühle für sie wehren.
Luna dagegen hat ihr ganzes Leben in einem Turm verbracht und nie mit jemanden anderen gesprochen als ihren zwei Helfern. Sie kennt die Scheußlichkeiten, die diese dunkle Welt zu bieten hat noch nicht und weiß nicht, was die Finsternis und der ewige Kampf ums Überleben aus den Menschen gemacht hat. Sie ist zwar nicht naiv, jedoch deutlich hoffnungsvoller als Fowler und sieht in Gefühlen etwas Gutes, nichts Schwächendes. Luna hat ein Geheimnis, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe und welches die Autorin ganz geschickt in die Geschichte eingebaut hat. Durch diesen unerwarteten Plottwist hat mich die Autorin die Geschichte viel bewusster lesen und ihre Protagonistin Luna in einem ganz neuen Licht sehen lassen. Dennoch erschienen mir einige Entwicklungen, die auf diese Enthüllung folgten und in Zusammenhang mit Luna stehen, nicht ganz logisch. Dies hat der Spannung der Geschichte jedoch keinen Abbruch getan. 
Die Welt, die die Autorin geschafften hat, ist genauso faszinierend und geheimnisvoll wie auch gefährlich und gemeinsam mit Luna stürzt man sich ins Unbekannte. Durch die ewige Dunkelheit werden neue Sinne wichtiger und neben dem Sehen, spielt vor allem das Hören und Fühlen hier eine wichtige Rolle. Durch Sophie Jordans lebhaften und packenden Erzählstil hat man als Leser wirklich das Gefühl Teil dieser finsteren Welt zu sein, in der man sich ganz auf seine Sinne verlassen muss. 

Fowler ist der erste Junge in ihrem Alter, dem Luna je begegnet ist und so dauert es bei ihr nicht lange, bis sich die ersten Gefühle anbahnen. Fowler wehrt sich zwar noch lange gegen die seinen, kann aber schließlich auch nicht leugnen, mehr für Luna zu empfinden. Die Gefühle zwischen Luna und Fowler entwickeln sich nach und nach. Mit jeder weiteren Etappe auf ihrer Reise kommen sie sich näher, lernen sich richtig kennen und bauen Vertrauen zueinander auf. Diese langsame Entwicklung hat mir besonders gut gefallen, da man hier wirklich miterleben konnte, wie die beiden eine Beziehung zueinander aufbauen, die Schwächen des anderen ausgleichen und sich dabei perfekt ergänzen.

Die Geschichte hat langsam und gemächlich gestartet, jedoch mit jeder weiteren Seite an Tempo und Spannung zugenommen. Zum Schluss passiert dann schließlich alles Schlag auf Schlag, nur um dann mit einem fiesen Cliffhanger zu enden. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und bin gespannt, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.