Rezension

Eine Reise nach Saigon, Paris und Berlin

Die Jasminschwestern - Corina Bomann

Die Jasminschwestern
von Corina Bomann

Bewertet mit 5 Sternen

Corina Bomann ist eine Autorin, deren Bücher ich sehr unterschiedlich finde. "Der Mondscheingarten" ist wunderschön, "Eine wundersame Weihnachtsreise" und "Ein zauberhafter Sommer" fand ich nicht so berauschend. So war ich auf "Die Jasminschwestern" extrem gespannt.

Als Fotografin Melanie nach einigen Wochen täglichen Besuch im Spital, in dem ihr Freund seit einigen Wochen im Koma liegt, zusammenbricht, wird sie von ihrer Mutter Elena zur Erholung in die Villa ihrer Grossmutter Marie und Urgrossmutter Hanna geschickt. Die beiden rüstigen Seniorinnen beherbergen ein Modemuseum und freuen sich über den Besuch. Bald beginnt Urgrossmutter Hanna Melanie von ihrem erstaunlichen Leben zu erzählen. 

Ziemlich schnell war ich gefesselt von der sehr interessanten Geschichte, die in Vietnam beginnt und über einige Grossstädte in Europa nach Deutschland führt. Hannas Geschichte ist voller Up and Downs, sehr bewegend und erlebnisreich. Wie sich herausstellt, hat Melanie einige Verhaltensweisen von Hanna geerbt.

Aber ehrlich, die Gegenwartsgeschichte rund um Melanie hätte es nicht gebraucht; sie war nett und passend - Hannas Geschichte für sich alleine wäre schon spannend genug gewesen und hätte ein Buch gefüllt. Bloss ein paar Seiten mehr über die spätere Zeit in Paris, in der Hanna angeblich Hutkönigin war, haben mir gefehlt. Nicht wirklich glaubhaft empfand ich, dass Hannas Vater keine Vorsorge für seine Familie traf und keine Ersparnisse hatte. Aber ich habe auch keinerlei Kenntnisse über das damalige Leben in Saigon. Der Film "Indochine" mit Catherine Deneuve, dessen Filmplakat ich beim Lesen oft vor Augen hatte, zählt nicht wirklich ;-) 
Melanies Leben ist aktuell nicht sehr spannend, sie leidet und scheint entscheidungsunfähig zu sein. Was ich nicht verstanden habe, ist, wieso sie sich Bedenkzeit wegen ihres neuen Fotoauftrages erbeten hatte. Von irgendetwas muss Melanie ja leben und da hat sie für mein Gefühl zuwenig in die Zukunft gedacht. 
Gefallen hat mir die Figur von Gärtner Thomas. Eine Geschichte nur über ihn könnte ich mir gut vorstellen.

Cover wie Titel passen toll zum Inhalt. Die Printausgabe könnte man sogar verkehrt ins Büchergestell stellen - feine Blüten ranken sich über den Buchrand. Einmal wurde ein falscher Name genannt (Hanna anstatt Marie), aber ansonsten war alles okay. Es scheint, als ob mir die Bücher der Autorin, die in Asien spielen viel besser gefallen als jene, die sich ausschliesslich in Deutschland abspielen.

Fazit: Ein toller Schmöker, der die spannende Lebensgeschichte eines vietnamesischen Mädchens erzählt. 
4.5 Punkte.