Rezension

Eine Reise zu sich selbst, mit geballter Faust

Das große Leuchten - Andreas Stichmann

Das große Leuchten
von Andreas Stichmann

Bewertet mit 4 Sternen

Was führt einen junge Deutschen aus der Provinz ins ferne Iran? Na klar die Suche nach dem Sinn im Leben und natürlich der Liebe. 

Der strahlende Held der auf dem Weg ist seine Angebetete zu retten ist Rupert, ein auf dem ersten Blick ziemlich durchschnittlicher deutscher Jugendlicher. Aber Rupert trägt eine schwere Bürde mit sich rum, seine Mutter hat vor nicht allzu langer Zeit Selbstmord begangen. Aber anstatt angemessen trauern zu können wird er vor Wut zerrissen den seine Mutter war auch schon vor dem Freitod eher auf sich als auf Ihren Sohn fokussiert. Es wirkt als wäre Rupert in eine Art ewigen Selbstfindungstrip seiner Erzeugerin geraten und diese würde ihm diese Störung ewig vorwerfen. Seinen Vater hat Rupert nie gekannt und nach dem Tod seiner Mutter kommt er bei deren alter Freundin unter die nicht nur die gleiche Lebenseinstellung wie die Mutter vertritt sondern auch einen Sohn im gleichen Alter mit dem Namen Robert hat. Bei dieser neuerlichen Patchworksituation auf dem Bauernhof der wohl eher als Kommune gedacht war  fühlt er sich eher wie ein unwillkommener Gast und Robert meidet er auch lieber trotz der fast brüderlichen Beziehung der Beiden weil dessen schrullige und exzentrische Art Ruperts Wunsch nach Normalität widerspricht. 

In diesen wenig erfüllenden aber eingespielten Alltag platzt Ana. Sie ist wie das Traumbild des perfekten Mädchens schön, intelligent, und durch ihre persische Herkunft unglaublich interessant. Ihr Vater ist Alkoholiker und hat es schon vor langer Zeit aufgegeben seine Tochter erziehen zu wollen. Und so testet Ana immer weiter Grenzen aus ohne das ihr irgendwer Einhalt gebietet. Für Rupert ist das alles nur ein schöner Traum er hält das ganze für ein Spiel selbst als sie davon laufen, obdachlos sind und sich mit Tankstellendiebstählen durchschlagen. Und immer ist er sich sicher das Ana und er ganz bald das "normale" Leben beginnen werden das er sich immer gewünscht hat. 

Deshalb bricht für Ihn auch eine Welt zusammen als Ana plötzlich nirgendwo zu finden ist. Und ihm ist klar sie kann nur im Iran sein auf der Suche nach ihrer verfolgten Mutter. Und genau da fängt der Roman an Rupert und Robert fliegen nach Teheran um die Jungfer in Nöten zu retten. Aber wo beginnt man in dem riesigen Land mit all den bedrohlichen Militärs und strikten Sitten vorschriften mit der Suche.

Das Buch ist ohne Frage toll geschrieben und beleuchtet ein immer größeres Problem von einer Jugend ohne Eltern ob das nun eine Mutter ohne Zuwendung oder ein abwesender Vater sei. Das große Problem schien mir aber gerade in der zweiten Hälfte des Buches der unbedingte Wille zur tieferen Bedeutung des Ganzen zu sein die unausweichliche spirituelle Reise inklusive mysteriösem Derwisch. Und den ganzen Roman überlagert ein unbedingter Hass auf alles und jeden, vor allem Frauen. Vielleicht wäre das ein noch besseres Buch gewesen wenn der Autor mehr Abstand zu dem ganzen hätte so scheint es manchmal wie eine Abrechnung mit der Welt.