Rezension

Eine ruhige Familiengeschichte

Helle Tage, helle Nächte - Hiltrud Baier

Helle Tage, helle Nächte
von Hiltrud Baier

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung
Als Anna Albinger schwer erkrankt, und eine große Lüge aus ihrem Leben gestehen möchte, schickt sie ihre Nichte Frederike mit einem Brief nach Lappland.
Frederike, die frisch geschieden ist, ist in der Bergwelt Lappland auf sich allein gestellt und versucht, mit ihrem alten Leben abzuschließen. Sie findet nicht nur den Empfänger des Briefes, sondern auch mehr als nur die Faszination für Lappland.

Meinung
Die Handlung wird aus zwei Sichtweisen von Hannelore Hoger und Elisabeth Günther vorgelesen, die ihre Stimmen den Hauptfiguren Anna und Frederike leihen.
Die Schauplätze werden sehr bildhaft beschrieben und so fällt es ziemlich leicht, in die Geschichte einzutauchen und sich von dem relativ ruhigen und dahinplätschernden Verlauf, treiben zu lassen.
Denn Spannung taucht eher geringfügig auf. Stattdessen werden die Geheimnisse in einer sehr ruhigen Atmosphäre erzählt und Anna taucht in ihrem Handlungsstrang immer wieder in die Vergangenheit ab.
Doch während Frederike die Bergwelt und die Bewohner Lapplands kennenlernt, lernt Anna auch neue Menschen um sie herum, was besonders ihren Handlungsstrang deutlich interessanter werden ließ.
Leider gibt es aber auch viele Längen und Wiederholungen zu überbrücken und so einige Male handelten die Charaktere in meinen Augen entweder zu übertrieben oder einfach zu unglaubwürdig.
Dabei gefiel mir die Figurenzeichnung eigentlich ganz gut. Doch leider überzeugten mich vor allem im letzten Drittel eher die Nebenfiguren als die Hauptfiguren.
Anna und Frederike wirken oft sehr unentschlossen, dann wieder sehr mutig aber häufig auch so teilnahmslos. Es ist schwer zu beschreiben, aber mir fehlte da etwas die Tiefe oder auch das gewisse Etwas. Klar, beide durchleben ein großes Gefühlschaos aber beide schwankten dann in ihren Entscheidungen immer von einem extreme ins andere. Irgendwie gab es nichts dazwischen.
Generell kam mir das letzte Drittel auch leider etwas zu konstruiert vor.
Während sich die weit über die Hälfte in Handlung immer wieder zog, ging es zum Schluss hin plötzlich Schlag auf Schlag.
Trotz der kleinen Kritik konnte mich die Schauplatzbeschreibung dagegen wieder begeistern. Es gelang mir spielend leicht, mir die Bergwelt und die Stille und Einsamkeit vorzustellen, denn diese war sehr bildhaft und detailliert beschrieben.
Last but not least sollten aber auch die Sprecherinnen erwähnt werden. Ein Hörbuch steht und fällt ja auch irgendwie mit den Sprechern. Umso schöner ist es, wenn sie dann stimmlich tatsächlich zu den Figuren passen und sie regelrecht verkörpern.
Hannelore Hoger, die den Part von Anna vorliest, passte mit ihrer reifen, fast schon rauchig klingende Stimme perfekt! Sie besitzt ein ruhiges Sprechtempo, das sehr gut zu diesem Handlungsstrang passte.
Alle Emotionen kamen für mich glaubwürdig rüber und ich konnte mir Anna so gut vorstellen, als wäre es ihre eigene Stimme.
Doch auch Elisabeth Günther, deren Stimme ich ja sowieso schon gerne lausche, passte sehr gut mit ihrer hellen, jungen und dynamischen Stimme zu Frederike. Ihr Sprechtempo ist etwas schneller, was ebenfalls sehr gut hineinpasste.

Fazit
„Helle Tage, helle Nächte“ ist eine ruhige Familiengeschichte, die mich trotz der Kritikpunkte gut unterhalten konnte.
Dies lag aber meiner Meinung nach auch hauptsächlich an Hannelore Hoger und Elisabeth Günther, die beide fabelhaft vorgelesen und die Figuren verkörpern konnten.