Rezension

Eine ruhige, sanfte Hommage an die Kraft und Magie der Liebe.

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand - Glenn Dixon

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
von Glenn Dixon

Bewertet mit 5 Sternen

Der kanadische Highschool-Lehrer nimmt in jeder seiner Abschlussklassen „Romeo und Julia“ von Shakespeare durch. Jahrein, jahraus. Er ist mittlerweile ein absoluter Shakespeare-Spezialist. Ein Romantiker durch und durch. Nur in seinem Privatleben will es mit der Liebe einfach nichts werden. Jahrelang ist er in Claire verliebt, die ihn aber immer nur als guten Freund betrachtet. Als er eines Tages das Gefühl hat, dass alle Mühe vergebens ist, begibt er sich erneut nach Verona. Dort ist er bereits ein Jahr zuvor gewesen, um als erster Mann beim Club der Julias anzuheuern und Briefe aus aller Welt zu beantworten, die an Julia geschrieben werden. Liebesbriefe, Briefe, die von Leid und Trauer, aber auch von unendlichem Glück erzählen, und in denen nicht selten Fragen gestellt werden. Briefe also, die es zu beantworten gilt, und das ist bei weitem keine leichte Aufgabe. Und am Ende findet die Liebe möglicherweise doch noch zu Glenn...

„Ich glaube, dass man sich selbst erst richtig kennen muss, bevor man sich wirklich verlieben kann – und bevor sich jemand anderes in einen verlieben kann. Es ist, als müsste man sich erst selbst lieben, damit andere dem Beispiel folgen können.“

Während Glenn nun also als Julias Sekretär Briefe beantwortet, verarbeitet er seinen eigenen Liebeskummer und findet ein Stück weit zu sich selbst. Auf dem Weg dorthin kreisen seine Gedanken ununterbrochen um Liebesdinge – oft hat er interessantes recherchiert, beispielsweise, was es mit der Dreieckstheorie der Liebe auf sich hat, oder auch mit den zwei Phasen einer Trennung... Viel Wissenswertes und Spannendes erfahren wir also ganz nebenbei. Diese wissenschaftlichen Ausführungen sind wunderbar in den Roman integriert und fügen sich gut und fließend ein. Neben den vielen Gedanken über die Liebe gibt es unheimlich viel Shakespeare. Glenn Dixon erzählt in Rückblicken, wie er „Romeo und Julia“ unterrichtet. Das ist beeindruckend und hält außerdem eine Menge Zitate aus diesem Klassiker bereit:

„Komm, milde liebevolle Nacht! Komm, gib mir meinen Romeo! Und stirbt er einst,
Nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn:
Er wird des Himmels Antlitz so verschönern,
Dass alle Welt sich in die Nacht verliebt.“
(W. Shakespeare)

Eigentlich sogar werden auch wir als Leser komplett durch „Romeo und Julia“ geführt. Und allein das hat mir sehr viel Spaß bereitet. Hinzu kommt, dass wir an den Originalschauplatz – nach Verona – mitgenommen werden. Dorthin, wo es DEN Balkon zu bewundern gibt, die Kirche, in welcher die Verliebten angeblich geheiratet haben... dorthin, wo sich Shakespeare so sehr hat inspirieren lassen. Und diese Stadt hat Dixon unglaublich atmosphärisch, bis ins Detail beschrieben, so dass ich mich teilweise mittendrin gewähnt habe und eine Wahnsinnslust verspüre, auch nach Verona zu fahren eines Tages... (ob er einen Deal mit der Tourismusbranche von Verona hat lach?)

Fazit: Eine großartige Hommage an Shakespeares „Romeo und Julia“, eine Hommage an Verona und ganz besonders eine Hommage an die Kraft und Magie der Liebe! Eine wahre Geschichte, die ruhig, sanft und leichtfüßig erzählt wird und die auf wunderbare, wohlige Weise einen ganz besonderen Zauber entfaltet. Richtig schön!!!

„Man sagt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, aber ich glaube nicht, dass dem immer so ist. Das Geheimnis ist, sich selbst zu öffnen – bereit zu sein für vollkommen neue Möglichkeiten.“