Rezension

Eine schlaue Fastzwölfjährige und Wittgenstein

Der Tote im Moor - Christian Buder

Der Tote im Moor
von Christian Buder

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn ein fast zwölfjähriges Mädchen den Philosophen Wittgenstein als imaginären Freund hat, dann muss es sich wohl um ein besonderes Kind handeln. Und Alice ist tatsächlich besonders. Überdurchschnittlich intelligent, widerspenstig und mit einem Gespür für Unrecht, ist sie sich sicher, dass ihre Klassenkameradin Lisa nicht schuld am Tode ihres Vaters ist. Da außer ihr niemand an Lisas Unschuld glaubt, macht sie sich mit Hilfe ihres Freundes Tom und natürlich Wittgenstein auf die Suche nach dem wahren Täter.
Zu Beginn wirkte der Krimi auf mich etwas durcheinander, da ich keinerlei Zusammenhänge erkennen konnte zwischen dem Busunglück im Prolog (der zwar kurz, aber vergleichsweise blutrünstig ausfällt), dem Fund einer Moorleiche und dem Tod von Lisas Vater. Doch nachdem sich die beiden letztgenannten Geschehnisse langsam einander annäherten, wurde es besser - nur der Prolog geriet fast in Vergessenheit. Es ist vergleichsweise lange unklar, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, da Alices Privatleben (und natürlich ihre Gespräche mit Wittgenstein) relativ viel Raum einnehmen. Doch nicht zum Nachteil! Denn der Schlagabtausch mit ihrer 'Tussi'schwester Amalia hat durchaus Unterhaltungswert und auch sonst ist die Zwölfjährige weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen.
Der Fall und seine Lösung sind eher abstrus und bergen einige Unlogiken, doch weil das Ganze unterhaltsam und stellenweise wirklich witzig geschrieben ist, lässt sich locker darüber weglesen. Mir hat es alles in allem Vergnügen bereitet, Alice in ihrem zweiten Fall zu begleiten und ich könnte mir dieses Buch gut als Film vorstellen, in dem man fast nebenbei einen der großen Philosophen der Allgemeinheit näher bringt.