Rezension

Eine schön erzähltes Jugendbuch für zwischendurch

Der Asteroid ist noch das kleinste Problem - Katie Kennedy

Der Asteroid ist noch das kleinste Problem
von Katie Kennedy

Der Klappentext von Der Asteroid ist noch das kleinste Problem hat mich ziemlich angesprochen und neugierig gemacht. Ich hatte ein bisschen Bedenken, ob die Kombination aus Liebesgeschichte und Katastrophenszenario in einem Jugendbuch, das den Anspruch hat in der Realität und nicht in einer dystopischen oder Science-Fiction-Welt zu spielen, funktionieren würde. Da die Katastrophe aber mehr im Hintergrund steht und der Fokus der Geschichte auf den Protagonisten Yuri und seiner Entwicklung liegt, hat mir der Roman gut gefallen.

Die Mathematik war lebendig. Er konnte sie sehen, wenn er seine Augen schloss. Einmal träumte er sogar, wie sich die Gleichungen von der Erde bis zum Asteroiden erstreckten. (S. 38)

Yuri ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Mit seinem überdurchschnittlichen Genie ist er zwar Experte auf dem Gebiet der Astrophysik, aber auf zwischenmenschlicher Ebene versagt er hingegen auf ganzer Linie. Als Protagonisten macht ihn das sehr sympathisch, denn obwohl er seinen Kollegen mit seinem Wissen überlegen ist, ist er nicht in der Lage sich zu integrieren oder eine freundschaftliche Basis zu ihnen zu schaffen. Wenn nicht schon durch sein Alter, dann wird er spätestens durch seine fehlende Sozialkompetenz zum ultimativen Außenseiter. Und LeserInnen lieben Außenseiter! Was mir oft schon zu klischeehaft ist, funktioniert hier glücklicherweise wieder ganz gut, denn Yuri ist kein nerviger Nerd, sondern mit seinem Akzent und seinem trockenen russischen Temperament durchaus witzig.

Er würde in seinen jungen Jahren nicht hier stehen, wo er jetzt war, wenn er nicht auch eine ganze Menge aufgegeben hätten. Das hieß, er besaß keinen Schuhkarton voller Fotos mit Freunden und abgerissener Eintrittskarten. (S.16)

Der überwiegende Teil des Romans handelt von Yuris Arbeit bei der NASA, wo der er täglich komplizierte Berechnungen anstellt, um einen Aufprall des Asteroiden mit Hilfe von Antimaterie zu verhindern.  Ich bin erleichtert, dass Katie Kennedy die  technisch-mathematischen Dinge nicht zu sehr ausführt und nur eine  knappe Beschreibungen über die Beschaffenheit und den Einsatz von Antimaterie liefert, die Yuri gegen den Asteroiden einsetzen möchte. Als Leserin hat mich hier weniger die technische Seite der Versuche interessiert, sondern vielmehr, ob Yuri sich mit seinen Ideen durchsetzen kann und in wie weit er sich charakterlich dabei weiterentwickelt. Gut fand ich auch, dass die nahende Katastrophe nicht als Weltuntergangsfiasko dargestellt wird, sondern eher sachlich objektiv nur als roter Faden der Geschichte dient.

Er musste bleiben, um die Menschen zu retten, die ihn opfern wollten. Er musste aber auch wieder zurück nach Hause. Also hatte er gleich zwei Probleme: die Welt retten und sich selbst. (S. 62)

Der Asteroid gerät beinahe in Vergessenheit, als sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen Yuri und Luna entspinnt, die mir persönlich an der ganzen Geschichte am besten gefallen hat. Luna ist meine persönliche Heldin des Romans. Nicht nur ihr ungewöhnliches Aussehen (Hippie-Mädchen mit grünem Pony) macht sie als Figur ziemlich interessant, sondern auch ihre Unvoreingenommenheit  Yuri gegenüber. Ich fand es schön, dass Luna nur wenig Aufsehen um Yuris Genie macht, sondern ihn als normalen und liebenswürdigen Menschen sieht, was den meisten Leuten in Yuris Umfeld eher schwer fällt.

Fazit & Bewertung

Für mich ist Der Asteroid ist noch das kleinste Problem ein schön erzähltes Jugendbuch für zwischendurch, dessen Geschichte mich zwar nicht schwärmen lässt, die ich aber durchaus nett und ansprechend finde. Katie Kennedy schafft es, eine bevorstehende Katastrophe geschickt mit einer Liebesgeschichte zu verbinden, sodass der Anspruch auf Realität nicht darunter leidet. Wer noch eine kurzweilige Lektüre für den bevorstehenden Urlaub sucht, wird mit Der Asteroid ist noch das kleinste Problem glücklich werden. Für LeserInnen, die in einem Jugendbuch ein bisschen mehr Spannung und eine Geschichte mit weniger vorhersehbarem Ende erwarten, kann ich das Jugendbuch eher weniger empfehlen.