Rezension

eine schöne Entdeckung

Schloß Gripsholm - Kurt Tucholsky

Schloß Gripsholm
von Kurt Tucholsky

Bewertet mit 5 Sternen

Eine überwiegend heitere Sommergeschichte, mit Anklängen an die Zeit, in der die Geschichte geschrieben wurde.

Schloss Gripsholm von Kurt Tucholsky, geschrieben 1931, schlummerte schon lange ungelesen in meinem Bücherregal - in einer Ausgabe von 1950 (rororo Taschenbuch #4), gedruckt im November 1963 (342. - 366. Tausend) auf nicht säurefreiem Papier, mit Zeichnungen von Wilhelm M. Busch. Es wird sich vermutlich um ein Familienerbstück handeln.

Angeregt durch eine Lesechallenge nahm ich es nun in die Hand und habe mich beim Lesen an der frischen Sprache und der mit Leichtigkeit erzählten Geschichte erfreut.

Aus der Sicht des Ich-Erzählers (alter Ego von Kurt Tucholsky, abwechselnd Daddy, Peter oder Fritzchen genannt) wird über einen Sommerurlaub in Schweden am Schloss Gripsholm berichtet. Man reist zu zweit an (der Ich-Erzähler und seine "Prinzessin", Lydia), dann kommt erst sein bester Freund "Karlchen" für ein paar Tage zu Besuch, danach ihre beste Freundin, "Billie".  Im Kern ist es also eine heitere Geschichte über die Sommerfrische von Freunden, mit Essen, Trinken, Quatschen (die Zeit, in der der Text geschrieben wurde schimmert hier durch), Schlafen und Erholung in der Natur. Aber in der Nähe des Schlosses gibt es auch noch ein Kinderheim, und der Kontakt mit einem der dort untergebrachten Mädchen setzt einen weiteren Erzählstrang in Gang.

Die Bezeichnung "Kurz-Roman" trifft den Text recht gut - man springt im Prinzip mitten in die Geschichte, begleitet die Protagonisten ein Stück und springt am Ende (mit dem Ende des Urlaubs) auch wieder recht abrupt wieder aus der Geschichte heraus.

Ich habe mich teilweise beim Lesen sehr amüsiert, teilweise musste ich mir den Text aber fast vorlesen, um die (durchaus häufig enthaltenen) plattdeutschen Sätze zu verstehen. Ein spielerischer Umgang mit Sprache zieht sich auch durch den ganzen Text.

Für mich war dieses Buch von Tucholsky eine Entdeckung - unter "erotischer Literatur", wie in einer neuen Verlagsreihe geschehen, würde ich den Text aber nicht einordnen.