Rezension

Eine schöne Geschichte, der hier und da ein paar starke Momente fehlten

Der Junge, der mit dem Herzen sah
von Virginia Macgregor

Das Buch "Der Junge der mit dem Herzen sah" handelt von dem jungen Milo Moon, der an einer seltenen Augenkrankheit leidet. Er sieht die Welt nur noch durch einen Nadelöhr-großen Ausschnitt und eines Tages wird er wohl vollkommen erblinden. Dazu überschlagen sich die Ereignisse zu Hause. Sein Vater hat seine Mutter verlassen, um mit seiner neuen Freundin und deren gemeinsamen Kind in Abu Dhabi zu leben. Seine Mutter verdient mit ihrem Schönheitssalon kaum noch Geld und seine über alles geliebte Urgroßmutter, von ihm auch liebevoll Gran genannt, wird von der Mutter ins Altersheim "verfrachtet", nachdem diese fast das Haus abgebrannt hat. Dadurch kommt es zu starken Konflikten zwischen Milo und seiner Mutter. Mit seinem Schweinchen Hamlet und dem Heim-Koch Tripi an seiner Seite versucht er nun die bösen Machenschaften im Heim seiner Gran aufzudecken, um diese schließlich wieder nach Hause zu holen.

Insgesamt ist das Buch wirklich schön zu lesen. Es geht nicht hauptsächlich um Milo und seine Augenkrankheit. Eigentlich zeigt sich sogar, dass Milo die meiste Zeit seines Lebens kein großes Problem mit seiner Erkrankung hat und auch ich habe beim Lesen oft vergessen, dass er ein sehr eingeschränktes Sehfeld besitzt. In der Geschichte geht viel mehr darum, mit welchem Elan der kleine Junge seine Gran aus dem Altersheim "retten" will. Dabei vergisst er oft alles andere um sich herum und wird leider auch oft ziemlich egoistisch. Er sieht oft nicht die Bedürfnisse anderer Leute und es fällt ihm schwer, die Beweggründe der Menschen in seiner Umgebung zu verstehen. Doch auch das legt sich gegen Ende des Buches. Aber vor allem seine Urgroßmutter und sein Schweinchen Hamlet sind für ihn das größte auf der Welt, was man an vielen Punkten in der Geschichte merkt.
Des Weiteren finden sich aber auch einige andere Handlungsstränge. So geht es um den Koch Tripi, der ein syrischer Flüchtling ist und sich ohne Aufenthaltsgenehmigung und Dach über dem Kopf in England aufhält. Er sucht verzweifelt seine 12-jährige Schwester, die sich sehr wahrscheinlich noch in Syrien aufhält.
Man erfährt auch davon, wie es Milos Mutter Sandy nach der Trennung von ihrem Mann geht. Sie lässt sich sehr hängen und tut sich schwer in der Welt Fuß zu fassen.
Des Weiteren taucht Al, ein Verwandter aus Schottland, auf, dessen Interessen zu Beginn nicht ganz klar sind.
Und auch das Leben der restlichen Damen, die im Altersheim wohnen, wird immer wieder aufgefasst.

Alles in allem ist die Geschichte rund um Milo wirklich berührend, doch ich hätte an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Emotionen erwartet. Die kamen bei mir erst auf den letzten fünf Seiten wirklich auf. Auch wirken viele Handlungsstränge nicht so richtig ausgearbeitet und das Ende scheint etwas gehetzt. Manche Charaktere sind etwas durchsichtig. Dennoch ist der kleine Milo Moon ein wirklich tapferer Junge, der sich mit seinen jungen Jahren einiges traut. Das Buch hat mir trotz allem viel Spaß gemacht und es zu Lesen ist wirklich keine Zeitverschwendung.

Ich bewerte den Roman mit soliden 4 Sternen. (Es gibt ein paar Extrapunkte wegen dem süßen Hausschwein Hamlet, den ich gerne selbst als Haustier halten würde. :-))