Rezension

eine schöne Liebesgeschichte für zwischendurch

Der letzte erste Blick - Bianca Iosivoni

Der letzte erste Blick
von Bianca Iosivoni

Bewertet mit 3.5 Sternen

„Er musste mich nicht mal berühren oder mit Worten und netten Gesten verführen. Ein einziger Blick reichte aus.“ S. 208 Emery

Der letzte erste Blick ist der Auftakt der Firsts-Reihe von Bianca Iosivoni. Dieses Buch steht schon lange auf meiner want-to-read Liste und letzte Woche bin ich endlich dazu gekommen es anzufangen. Auch dieses Buch ist eines zu dem ein großer Hype existiert und das viel in der Buchcommunity beworben wurde. Gerade dann erwarte ich etwas wirklich Gutes und Außergewöhnliches und war sehr gespannt als ich mit dem Lesen begonnen habe.

Dies ist die Liebesgeschichte von Emery und Dylan. Doch eine 08/15 Story wäre total langweilig und deswegen hat die Autorin die Charaktere auch nicht so gestaltet.
Emery wünscht sich zu Beginn ihres Studiums in West Virginia nichts sehnlicher als einen Neuanfang. Über 2000 km weit weg von zuhause hofft sie ihrer Vergangenheit entkommen zu können und einfach normal sein zu dürfen. Gleich am ersten Tag wird ihr das nicht einfach gemacht, denn sie soll sich ein Zimmer mit Mason, dem nervigsten Typen der Uni, teilen. Und als wäre das noch nicht genug, bringt sein bester Freund Dylan Emery mit einem einzigen Blick total aus dem Konzept und lässt ihr verräterisches Herz höher schlagen. Dabei hat sie sich doch geschworen nie wieder etwas mit einem netten Typen anzufangen …

Das Cover spricht mich persönlich nicht so sehr an. Ich möchte an dieser Stelle auch ehrlich bleiben. Wenn ich das Buch so im Handel gesehen hätte, hätte ich es mir wahrscheinlich nicht gekauft. Was unter anderem daran liegen mag (und vielleicht ein wenig oberflächlich klingt), dass ich das Mädchen auf dem Cover nicht hübsch finde. Natürlich entspricht kein Mädchen dieser Norm, das die Medien uns vorgaukeln sein zu müssen. Aber dennoch gefällt mir das Cover nicht so. Was ich dennoch wirklich schön finde ist, dass man sieht direkt auf den ersten Blick, dass der Inhalt des Buches eine emotionale Liebesgeschichte ist.

„Ich hatte das Strahlen in ihren Augen bemerkt, als sie die wilde Natur mit ihrer Kamera eingefangen hatte. Und ich wollte es erneut sehen, wollte derjenige sein, der ihre Augen zum Leuchten brachte.“ S. 187 Dylan

Bianca Iosivoni hat einen sehr angenehm flüssigen Schreibstil, der es einem sehr leicht macht in die Handlung einzutauchen. Und ist man einmal drinnen, so kommt man so schnell auch nicht mehr heraus. Ein gewisser bissiger Humor, den ich persönlich sehr mag, schwingt dabei immer mit. Dieser wurde auch auf die Charaktere übertragen – insbesondere auf Emery. Emery, die schon mehr an menschlichem unwürdigem Verhalten mitgemacht, als ein normaler junger Mensch eigentlich mitmachen sollte. Ein Erlebnis in ihrer Heimatstadt hat sie geprägt und so schottet sie sich von anderen Menschen ab und versucht dieses auch durch ihre Bissigkeit und ihren Sarkasmus von sich fernzuhalten.
Im Gegensatz dazu steht Dylan, der auch eine mehr als schwierige Vergangenheit hinter sich hat. Doch anders als Emery hat er eine Menge Freunde, die mehr wie eine Familie sind, und ihn unterstützen. Dylan ist einer von den Guten, ein hilfsbereiter Kerl mit einem viel zu großen Herz.
Also genau der Typ man auf den sich Emery nie wieder einlassen wollte. Aber Dylan macht es ihr nicht leicht und es war schon mit „anzusehen“ wie sich Emery und Dylan auf ihre ganz eigene Art einander annähern und Emery ganz langsam ihre Schutzwälle fallen lässt.
Dadurch, dass die Handlung immer abwechseln in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Emery und Dylan erzählt wird, kann man diese innere Wandlung der beiden sehr gut mitverfolgen und nachvollziehen.

„Das machte dieser Kerl aus mir. Jemand, der sich entscheiden musste zwischen sich lauthals schreiend auf den Boden zu schmeißen oder sich ihm an den Hals zu werfen und dieses dämliche Grinsen aus seinem Gesicht zu küssen.“ S. 181 Emery

So schön ich die Integration von Emery in diesen intakten Freundeskreis finde und auch die herzzerreißenden Szenen zwischen ihr und Dylan, so habe ich auch einige Punkte die mir nicht so gefallen haben. Die schwere Vergangenheit der beiden Protagonisten ist nur eine von vielen klischeehaften Eigenschaften die in dieser Geschichte mitschwingen. Gerade die schwere Vergangenheit wird bei New Adult Romanen gerne bei der Charaktergestaltung genommen, weil es einfach erklärt warum er oder sie sich dem anderen nicht so einfach öffnen kann. Dann wäre die Handlung auch ziemlich schnell abgetan und wir als Leser hätten nichts davon.
Ich finde nur, dass hier mit diesem Element ein wenig übertrieben wurde und ein bisschen weniger es auch getan hätte. Genauso schade finde ich es, dass die Handlung ziemlich vorhersehbar ist. So ist es auch offensichtlich, dass Emery ab einem bestimmten Zeitpunkt wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Natürlich ist sie das meist bei New Adult Romanen, doch einige Autoren schaffen es noch ein paar überraschende Dinge mit in die Handlung einzubauen. Hier ist hier leider nicht gelungen.
Dennoch möchte ich gerne wissen, was noch so alles in diesem Freundeskreis passiert, der sich Familie nennt und bin gespannt welche beiden Charaktere sich in Band 2 Der letzte erste Kuss näher kommen. Dieser liegt noch auf meinem SuB und wartet darauf gelesen zu werden.

Fazit:

Eine schöne Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die es nicht immer leicht in ihrem Leben hatten. Witzig und frech führt der Schreibstil von Bianca Iosivoni den Leser durch eine etwas klischeehafte Geschichte – dafür aber mit viel Herz. Eine unterhaltsame Lektüre, von der ich mir ein bisschen mehr erhofft hatte - deswegen nur 3 ½ Schmetterlinge.