Rezension

Eine schöne und doch grausame Geschichte

Das Lachen und der Tod
von Pieter Webeling

Bewertet mit 5 Sternen

"Humor ist nichts weiter als die strikte Weigerung, der Tragödie das letzte Wort zu überlassen." (S. 105)

Ernst Hoffmann ist ein halbjüdischer, berühmter Komiker aus Amsterdam. Im Februar 1944 wird er zusammen mit unzähligen anderen Menschen nach Auschwitz deportiert. Während der Reise trifft er auf Helena Weiss und verliebt sich in sie. Es ist Liebe auf den ersten Blick.
Im Konzentrationslager angekommen beginnt der Überlebenskampf. Sofort werden Männer und Frauen, und somit auch Ernst und Helena, voneinander getrennt. 
Anfangs versucht Ernst nicht weiter aufzufallen, denn: »Wird man von Wölfen und Hyänen umzingelt, ist man in der Mitte der Herde am sichersten.«.

Da er seit seiner Ankunft im Lager von Helena nichts mehr gehört hat, beschließt er ihr zu schreiben. Um den Brief jedoch zustellen zu können, überredet ihn der Blockälteste seiner Baracke, abends vor den Mitgefangenen aufzutreten. Im Gegenzug lässt er seine Beziehungen spielen, damit Helena den Brief erhält. Und dann bekommt er erste Lebenszeichen von Helena.

Durch das tägliche Erzählen von Witzen und das Nachahmen Charlie Chaplins versucht Ernst, das Leiden seiner Mitgefangen zu lindern und ihnen Hoffnung zu schenken. Von nun an lautet sein Motto: "Jeden Tag ein Lacher" und allmählich wird er im Lager bekannt. Auch der Lagerkommandant erfährt schon bald von Ernsts abendlichen Vorstellungen in seiner Baracke. Er lässt Ernst zu sich kommen und will ihn zwingen, vor den Nazis aufzutreten. Zuerst weigert Ernst sich strickt, vor diesen Unmenschen Witze zu erzählen, doch im Gegenzug wird ihm die gesundheitliche Versorgung von Helena versprochen.
Webelings Buch ist eines der schrecklichsten und zugleich eines der schönsten Bücher, die ich je gelesen habe. Es handelt sich um eine erschreckende Geschichte von Liebe und Lachen unter den am schlimmsten vorstellbaren Lebensbedingungen. Auf brutalste Weise beschreibt Webeling das Grauen im Vernichtungslager Auschwitz. Humor und Tod liegen in diesem Buch unglaublich dicht beieinander. Manchmal musste ich laut lachen, und manchmal hatte ich das Gefühl, vor Wut und Trauer weinen zu müssen.
"Das Lachen und der Tod" ist eine Geschichte über einen jüdischen Häftling während des Zweiten Weltkriegs, der sich nicht unterkriegen ließ. Sehr schade fand ich das Dénouement im ersten Kapitel: Ernst wird wieder auftreten und somit weiß der Leser von Anfang an, dass er überleben wird.
Alles in allem ist "Das Lachen und der Tod" eine schöne und doch grausame Geschichte. Abenteuerlich und sehr emotional, voller Hoffnung und Trauer bis hin zu Freundschaft und Liebe. Ein Buch, das ich jedem ans Herz lege, der gerne Geschichten aus diesem Genre liest.

"So groß das Entsetzen auch ist - das Lachen wird uns nie vergehen." (S. 106)