Rezension

Eine schöne Vorstellung

Paradies für alle - Antonia Michaelis

Paradies für alle
von Antonia Michaelis

Wäre es nicht schön, wenn man ein Paradies für alle Menschen erschaffen könnte? Ein Paradies, wo jeder ein kleines bisschen Glück für sich findet und alle für dieses Paradies dran arbeiten?
Antonia Michaelis hat genau diese Vorstellung in ihrem Roman verarbeitet. Hier sind David und Lovis die Protagonisten. David ist mit seinen 9 Jahren überaus intelligent und ist überzeugt davon, dass wenn alles ein wenig gleich verteilt wird, ein Paradies für alle geschaffen werden kann. So begibt er sich mit seiner Freundin Lotta an diesen Plan und lässt zum Beispiel 15 Kühe frei. Doch plötzlich wird er 50 km weg von seinem Zuhause gefunden, mitten auf der Autobahn wurde er angefahren und liegt im Koma.

Seine Mutter Lovis stellt sich die Frage, was in Gottes Namen er dort zu suchen hatte und finden seinen Werkstattbericht über jenes Projekt. Sie nimmt sich seiner an und versucht sein Projekt zu beenden und gleichzeitig ihre Ehe sowie auch ihren Sohn zu retten.
Diese Geschichte ist gefüllt mit Tiefgang und Poesie. Antonia Michaelis behält auch in dieser Geschichte ihren unverkennbaren Schreibstil und ihre Kunst Charaktere so interessant zu beschreiben, dass sie gleich von den ersten Seiten an fesseln.
Die Autorin versteht es ihrer, Geschichte eine gewisse Philosophie zu verleihen und sie mit rhetorischen Fragen zu füllen, ohne sich dabei in eine belanglose Handlung zu verwickeln.
Zu keiner Zeit wurde mir die Geschichte zu langweilig, im Gegenteil, Seiten um Seiten, lernte ich die Charaktere zu schätzen und zu lieben.
Lovis und David sind in ihren Charaktereigenschaften sehr lebhaft und wahnsinnig intelligent. Sie wirken wie Freigeister und haben ihre eigene Vorstellung vom Leben. Der Ehemann Claas dagegen scheint Grund solide, fest im Leben verankert und voller Verantwortung. Dabei jedoch hilflos in seiner Ehe.
Lotta, die Freundin Davids, fand ich echt zum Knutschen. Manchmal naiv und doch so treu in ihrer Freundschaft zu David, an den sie mitsamt seinem Projekt glaubt und mit allen Mitteln unterstützt.
Allein diese Konstellation der Personen machte die Handlung für mich schon perfekt.
Und so liebevoll diese Geschichte geschrieben ist, so spannend und interessant wird sie in ihrem Verlauf.
Mir gingen beim Lesen einige Emotionen durch den Kopf, mal war es Unglaube, mal Wut und Frustration, mal musste ich heftigst lachen.
Die Länge der Geschichte ist genau richtig, wobei ich dank diesem wunderbaren Schreibstil immer weiter hätte lesen können.

Fazit:
Ein Roman voller Tiefgang, wer hier heitere Unterhaltung erwartet, wird nicht fündig.
Diese Geschichte ist eine gelungene Mischung aus Dramatik und Unterhaltung. Ein Roman, bei dem man sich gut konzentrieren sollte und vielleicht auch mal zwischen den Zeilen lesen kann. Am Ende stellte ich mir immer wieder die Frage, ob ein solches Paradies für alle, auch in meinem Umkreis möglich wäre und allein diese Vorstellung ließ mich die Geschichte mit einem Lächeln enden.
© Michaela Gutowsky