Rezension

Eine schräge Gesellschaftssatire

Ein besoffener Bär im Bergwerkswald - Petteri Nuottimäki

Ein besoffener Bär im Bergwerkswald
von Petteri Nuottimäki

„Es heißt ja, wenn man tausend Affen tausend Schreibmaschinen gibt, schreiben sie früher oder später auch Shakespear-Sonette. Wenn man ihnen auch noch tausend LSD-Trips dazu spendiert, könnten sie vielleicht so was wie das hier schreiben, dachte Per“

Seite 96

 

Dieses Zitat beschreibt ganz gut mein Lesegefühl. Aber erst kurz zum Inhalt:

Eigentlich wollte Bürgermeister Per nur mit der Familie zum Pilzesammeln, als sie von einem merkwürdigen, lauten Irgendwas verfolgt werden. Emil, der Sohn, macht das, was man als gestandener Teenager in so einem Fall als erstes tut: Handy raus, Kamera an.

Der Film schlägt ein wie eine Bombe, und auf einmal strömen Touristen in das sterbende Dörfchen und den mysteriösen Wald. Vom Hippie über Kristallmenschen bis zu Aluhutträgern ist alles dabei. Und sie alle haben eine glaubhafte Erklärung, was das denn war: Aliens, ein Elefantenbaby, ein besoffener Elch…

 

Petteri Nuottimäki hat eine unglaublich schräge Satire geschaffen, in der er unserer Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Besonders fällt auf, dass er sich nicht auf eine Gruppe stürzt, die er durch den Kakao zieht, nein, wir bekommen alle unser Fett weg!

Per ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, seine Gedanken zu verfolgen war sehr unterhaltsam. Denn als Bürgermeister ist er natürlich verantwortlich für dieses Phänomen und muss die Touristen im Dorf halten fürs Geschäft – und auf jeden Fall loswerden, bevor die Elchjagd losgeht.

Was herrlich zu lesen war, waren die immer abstruseren Erklärungen der Suchenden. Als man ahnt, was es gewesen sein könnte, bestärkt sie das nur noch mehr in ihrem Glauben. Es zeigt unsere Gesellschaft: Je mehr Erklärungen uns die Wissenschaft liefert, umso mehr suchen wir den Glauben: an eine Verschwörung der Regierung, Illuminaten und Außerirdische.

Bei all den Gags, der Situationskomik und den herrlichen Formulierungen hat für mich dann doch etwas Spannung gefehlt, dafür gibt’s einen kleinen Punkteabzug.