Rezension

Eine sehr berührende Geschichte ...

Der Trafikant
von Robert Seethaler

Bewertet mit 5 Sternen

Will man den Rest der Handlung nicht preisgeben, reicht die Beschreibung im Klappentext allemal aus. Man ist als Leser hinlänglich darüber informiert, was in dieser düsteren Phase unserer Geschichte geschah.

Sehr interessant fand ich allerdings, diese auch mal aus dem österreichischen Blickwinkel zu betrachten. Immerhin brachte dieses Land „den Führer“ hervor und viele waren, zu mindestens zu Anfang, schwer beeindruckt. Es war spannend zu lesen, wie die österreichischen Landsleute auf diesen Mann und den Wandel in der Politik reagierten. Lautstark tönte Hitler „Deutschösterreich muss wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande“, die „Niederwerfung“ Österreichs und Tschechiens war Teil seiner strategischen Planungen. Franz von Papen, der deutsche Botschafter in Wien, arrangierte am 12. Februar 1938 ein Treffen zwischen Hitler und Schuschnigg auf dem Obersalzberg im bayerischen Berchtesgaden. Der deutsche Reichskanzler drohte offen mit dem Einmarsch in Österreich und zwang den österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg zur Annahme einer Reihe von Maßnahmen zur Begünstigung der österreichischen Nationalsozialisten. All diese Entwicklungen lassen leider unseren sympathischen jungen Protagonisten Franz Huchel und seinen Mentor Onkel Otto Trsnjek nicht unbeschadet. Der Junge mit den zarten Händen kämpft tapfer immer weiter und weiter, doch auch er ist zum Scheitern verurteilt ….

Einfühlsam und leise erzählt der Autor Robert Seethaler Franz‘ Geschichte und die seines Umfelds. In wunderbarem Postkarten- und brieflichem Schriftverkehr vertraut er sich seiner Mutter in der Heimat an und wird doch schneller erwachsen als ihm lieb ist. Auf seiner Reise habe ich ihn als Leserin sehr gerne begleitet. Es ist ein Buch, das noch einige Zeit nachklingen wird. Sehr gefallen haben mir die Begegnungen mit Prof. Dr. Sigmund Freund, der unseren jungen Freund schwer beindruckt haben muss.