Rezension

Eine sehr persönliche Mutter-Kind Reise nach Tibet

Let's go Himalaya! - Katja Linke

Let's go Himalaya!
von Katja Linke

Bewertet mit 5 Sternen

Authentischer Stil kombiniert mit Wissen um Tibet, dem Blick einer Medizinerin & der Frische eines Kinder – super Mix!

Dieses Buch klingt lange nach. Es ist kein atemberaubendes Sprachkunstwerk, enthält keine außergewöhnlichen Erkenntnisse. In mancher Hinsicht ist es sogar eher ein schlichtes Werk aus dem Genre authentisch erzählender Reisebücher. Aber es trifft einen Zentralnerv der Gesellschaft: Was ist uns wirklich wichtig im Leben und wohin gehen wir (mit wem und wie)?

Das Buch heißt „Let´s go Himalaya! Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“ und erzählt von der Reise der Hausärztin Dr. med. Katja Linke und ihrer elfjährigen Tochter Julia nach Tibet. Ungewöhnlich ist die Reise dahingehend, dass sich Linke und ihre Tochter bewusst entscheiden auf viele Annehmlichkeiten unserer westlichen Gesellschaft zu verzichten und in das Land bzw. Region – Kultur und Menschen – eintauchen möchten. Ihr Ziel ist das höchste Gebirge der Welt, obwohl dem Mutter-Tochter-Duo bereits auf der Reise klar ist, dass die Wege – und nicht der Berg, das Ziel sind. Eine weitere Mission von Mutter und Tochter ist jene, dass Linke ihren persönlichen Sehnsuchtsort, ihr Shangi-La, finden möchte, und Julia einen Stein aus dem Garten ihrer Oma ins Basislager des Mount Everest bringen.

Linke hat eine sehr authentische, ehrliche und offene Art zu schreiben und zu reflektieren, das tut sie, in dem sie bewusst die Augen einer Europäerin öffnet, aber sensibel mit der Kultur Tibets umgeht. Dabei helfen ihr besonders zwei bedeutende Bekanntschaften in diesem Buch, ihr Reiseleiter Pubu und ein Mönch als Weggefährte, Tashi. Die Gespräche, die hier stattfinden lesen sich sehr schön. Julia ist der kleine Wirbelwind in diesem Buch, das Mädchen mit den goldenen Haaren, das stets Türen öffnet und bewundert wird. Denn eines ist klar, während viele Tibeter den beiden Reisenden mit Neugier und Gastfreundschaft begegnen, so untersteht das von Han-Chinesen dominierte Land auch der autoritären, kontrollierten Politik Chinas. Bereits bei der Einreise müssen Linke und Julia sich das eingestehen, auch wenn das Politische in dem Buch nicht weiter thematisiert wird. Vielmehr setzt sich Linke mit der Geschichte Tibets auseinander, der Kluft zwischen Tradition und Moderne, aber vor allem auch mit der Religion und der bedeutenden Rolle des Dalai Lama.

Im Laufe des Buches vollziehen Linke und Julia auch selbst, wie das auf Reisen eben so ist, eine Entwicklung. Linke setzt sich bewusst mit sich selbst, und Themen wie Achtsamkeit, auseinander.

„Welche Farbe hat der Himmel?“ ist zum Beispiel eines dieser Kapitel, wo das schön zum Vorschein kommt. Aber auch Julia wächst über sich hinaus und Linke muss bald eingestehen, dass ihre kleine Tochter gar nicht mehr so klein ist. Schnell wird klar, dass Julia in dieser Schule des Lebens nicht nur für das Leben lernt, sondern dieses Mutter-Tochter-Abenteuer auch für die Zwei zu etwas Besonderem, Unvergesslichen wird, was sie stets zusammenschweißt und ihnen keiner mehr nehmen kann.

In diesem Jahr haben mich zwei Reisebücher begeistert: „Kein Tee mit Mugabe“ von Antje Waldschmidt und „Der Kaufmann und der Rinpoche“ von Aljoscha Long. Linke schafft es in „Let´s go Himalya! Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“ die humorvolle Art zu schreiben, Authentizität, Ehrlichkeit und kritische Reflexion von Waldschmidts Reiseroman und das Wissen um Tibet, die philosophische Auseinandersetzung und den Blick auf den tibetischen Buddhismus von Long in ihrer Reiserzählung zusammenzuführen und als Bonus noch ihren geschulten Blick als Medizinerin und die Frische ihrer Tochter Julia reinzubringen. Das macht das Buch zu etwas Besonderem. Zwar fehlte mir an mancher Stelle ein bisschen das Gefühl, die Sehnsucht und das Beschreibende um die Schönheit Tibets, aber dafür hat das Buch meine Erwartungen in anderer Hinsicht, nämlich Selbstreflexion und in medizinischer Sicht, bereichert.

Ich kann „Let´s go Himalya! Wo bitte geht’s nach Shangri-La?“ allen Lesern empfehlen, die Tibet ein wenig kennenlernen wollen, aber vor allem auch sich selbst ein bisschen mehr. Denn die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben und wohin unser Weg führt, die treibt uns alle an.