Rezension

Eine sehr süße Geschichte, die dem Hype aber nicht gerecht wird !

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 3 Sternen

Seit über einem Jahr kreuzt FANGIRL nun schon meinen virtuellen Weg auf diversen Social Media Plattformen. Ein Jahr lang habe ich immer wieder überlegt ob ich mir die englische Ausgabe nun kaufen oder es doch lieber erst einmal lassen soll. Der Hype um dieses Buch war RIESIG.
Als es dann im Frühjahr hieß, das das Buch nun auch endlich auf Deutsch erscheinen wird, da war meinerseits also ziemlich schnell entschieden: LESEN !
Und so hab ich es mir nun am letzten Wochenende gemütlich gemacht und bin abgetaucht in die Welt von Cath, Wren und Simon Snow.

Cath und Wren sind Zwillinge und waren bisher immer unzertrennlich. Dies soll sich ändern, denn Wren möchte endlich einmal unabhängig sein und versuchen ihren eigenen Weg zu finden und dies erwartet sie auch von Cath. Wenn es allerdings nach ihr ginge, dann würde sich niemals etwas verändern. Cath lebt in ihrer eigenen Welt, in der es kaum Raum für Dinge gibt, die nicht mit "Simon Snow", dem Helden ihrer Lieblingsbücher zu tun haben. Cath ist besessen, sie liebt die Bücher, kennt die Filme auswendig und ihre wohl größte Leidenschaft neben Snow selbst, sind die Fanfictions die sie über ihn schreibt.
Sie ist so sehr in dieser Welt gefangen, das sie gar nicht merkt, wie viel LEBEN sie eigentlich verpasst, bis Reagan, ihre Mitbewohnerin, deren Freund Levi und Nick auftauchen und ihr zeigen, das das Leben mehr zu bieten hat, als eine Traumwelt.

Rainbow Rowell hat mit FANGIRL; übrigens der erste Roman den ich von ihr gelesen habe, obwohl Eleanor & Park seit gefühlten zwei Jahren im Regal stehen; einen süßen Coming-of-Age Roman geschaffen, der mich sehr gut unterhalten hat, dem der weltweite Hype meiner Meinung nach jedoch nicht gerecht wird.
Warum das so ist, dazu komme ich direkt.

Im Wesentlichen dreht sich die Geschichte um Cath, die sich dringend von ihrer Schwester abnabeln muss. Bisher haben die beiden ihr komplettes Leben miteinander verbracht und ich möchte zwar nicht behaupten, das sie deshalb keine eigenständig denkenden Persönlichkeiten sind, aber Cath hat sich schon immer sehr an ihrer Schwester orientiert und muss dringend ihren eigenen Weg finden. In gewisser Weise haben mich manche ihrer Charakterzüge an mich selbst erinnert. Wo Wren die offene, lebhafte und quirlige Schwester ist, ist Cath eher introvertiert. Sie umgibt sich nicht gerne mit Menschen, schon gar nicht mit Fremden, sie hat einige Macken und ist in vielen Dingen unsicher. Einzig beim Schreiben ihrer Fanfictions geht sie auf und kommt komplett aus sich heraus.

Als sie nun ans College kommt, da muss sie sich einigen Herausfoderungen stellen. Zum einen ist da das Abnabeln von Wren; sie muss aber auch ihre Ängste überwinden. Hierbei bekommt sie unerwartete Hilfe von ihrer Mitbewohnerin Reagan, die am Anfang ganz schön zickig rüberkommt, aber eigentlich das Herz auf dem rechten Fleck hat. Immer in deren Nähe ist Levi, der immer lächelt, den alle zu mögen scheinen und der, warum auch immer, ständig im Zimmer der Mädchen abhängt und der früher oder später ziemlich irre Gefühle in Cath weckt und sie aus ihrem Schneckenhaus und vom PC weg lockt.

DER NÄCHSTE ABSATZ KÖNNTE LEICHTE SPOILER ENTHALTEN !

Mir gefiel die Geschichte gut, doch leider hat die Autorin, für meinen Geschmack, den Fehler gemacht, zu viele Themen in die Geschichte einzubringen, die sie nur mäßig umgesetzt und aus- bzw. zu Ende geführt hat. Da gibt es zum Beispiel Probleme mit dem Vater, der schon immer in seinem Job aufgegangen ist, der sich aber damit auch gerne übernimmt und dann manische Verhaltensweisen an den Tag legt. Als seine Töchter ausziehen kommt er alleine nur schlecht zurecht. Dann ist da das Problem mit der Mutter, die Rowell als den Buhmann darstellt. Sie hat ihre Töchter verlassen, weil sie sich überfordert fühlte, taucht nun, nach Jahren, aber wieder auf und spaltet ihre Töchter in zwei Lager. Was mich hieran störte war, das sie im Verlauf einfach wieder verschwindet und keine wirklich bedeutende Rolle mehr spielt. Ja klar, man kann jetzt auch zwischen den Zeilen lesen und sich am Ende ausmalen, wie es wohl mit dem Verhältnis zwischen ihr und ihren Töchtern weitergeht, für die Rahmenhandlung hat diese ganze Mutter-Tochter-Geschichte nach meinem Empfinden aber überhaupt keinen Mehrwert.

*****

Ein weiterer Punkt der mich schon regelrecht genervt hat, war Simon Snow ! An und für sich fand ich die Idee mit der Fanfiction ganz gut, auch wenn ich selbst mit solchen Dingen überhaupt nichts anfangen kann. Was mich hierbei aber störte waren mehrere Dinge. Zum Einen hat mich die Geschichte von Simon Snow unglaublich an Harry Potter erinnert. Zum Anderen fand ich die Passagen die Cath im Buch vorliest oder die am Ende eines jeden Kapitels stehen viel zu lang und irgendwie auch überflüssig. Klar, Cath lebt für diese Bücher und deren Figuren, aber ich fand die Abschnitte einfach uninteressant, weil sie keine komplette Geschichte ergeben. Schwierig und zwar richtig.

Hätte die Autorin an den Ausschnitten aus Simon Snow und der Fanfiction ein wenig gespart und stattdessen mehr Informationen und Bemühungen in die Problembewältigung der einzelnen Protagonisten investiert, dann hätte mich das glücklicher gemacht.

Was mir  sehr gut gefallen hat, war die zarte Liebesgeschichte zwischen Cath und "Verrate ich nicht", ihre Entwicklung ansich und auch die Authentizität der Protagonisten die ich wirklich alle sehr gerne mochte, eben weil sie so echt und lebendig wirkten.
Auch der Schreibstil war prima. Leicht und flüssig zu lesen, unaufgeregt aber doch so packend das ich immer wissen wollte wie es weitergeht und wie sich alles entwickelt.

Ihr merkt schon, ich bin in meiner Meinung ein wenig zwiegespalten. Es fällt mir auch wirklich schwer das Buch zu bewerten, denn ich bin weder so begeistert wie viele andere Leser und Blogger, ich bin aber auch nicht sonderlich enttäuscht, denn ich hatte wirklich tolle und amüsante Lesestunden. Ich denke ich bin nur einfach mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, eben weil es im Vorfeld diesen Wahnsinns-Hype gab.

Nach langem Gedankenwirrwarr tendiere ich zu 3,5 Cupcakes. Da es in der Bakery aber keine halben Sachen gibt entscheide ich mich für sehr gute 3 von 5 Cupcakes !