Rezension

eine seichte, überaus witzige Liebesgeschichte für Zwischendurch

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman - Lyssa Kay Adams

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman
von Lyssa Kay Adams

Bewertet mit 4 Sternen

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman ist kein allzu tiefgründer, dafür aber ein außerordentlich amüsanter Liebesroman, der einen bestens zu unterhalten vermag und den man innerhalb kürzester Zeit verschlingt, weil man sich einfach nicht mehr von der Geschichte losreißen kann.
Die Idee, dass Männer – noch dazu Sportler – versuchen die „Sprache der Frauen“ zu verstehen, indem sie Liebesromane bis ins kleinste Detail analysieren, ist überaus kreativ und die Umsetzung ist der Autorin wirklich gut gelungen, auch wenn vielleicht nicht jede der darin pauschal getroffenen Aussagen auf alle Frauen zutreffen. Für Abwechslung sorgen zudem die einzelnen Szenen aus dem Regency-Liebesroman, den Gavin lesen soll, um seine Frau besser zu verstehen. Sie wurde zwischen manchen Kapiteln in die Geschichte eingeschoben und machen selbst die Leser neugierig darauf einen solchen Roman einmal zu lesen, die bislang einen Bogen um dieses Sub-Genre gemacht haben.

Es ist schön zu sehen, wie tatkräftig die anderen Männer Gavin dabei unterstützen seine Ehe zu retten, obgleich sie dabei mitunter über das Ziel hinausschießen und ihre scheinbar vertieften psychologischen Kenntnisse etwas übertrieben wirken. Sie helfen Gavin dabei mit Taten auszudrücken, was er mit Worten nicht ausdrücken – oder Thea ihm in dieser Form nicht glauben – kann. Im Verlauf der Geschichte wachsen einem die Männer richtig ans Herz, weshalb man sich schon darauf freut in den Fortsetzungen mehr über den einen oder anderen von ihnen zu erfahren. Man sollte jedoch beachten, dass trotz des Titels nicht etwa der Buchclub im Vordergrund steht, sondern die Beziehung zwischen Gavin und Thea bzw. sein beharrlicher Versuch seine Frau dazu zu bewegen, ihm eine zweite Chance zu geben.

Gavin und Thea sind zwei sympathische Protagonisten, mit denen man von Anfang an mitfiebert. Erfreulicherweise gibt es hier sogar mehr Szenen aus Gavins Perspektive als aus der von Thea, was für einen solchen Liebesroman eher untypisch ist. Im Grunde hätte man nichts dagegen gehabt, wenn die gesamte Geschichte ausschließlich aus Gavins Sicht erzählt worden wäre, allerdings könnte man Theas Haltung ohne die Kapitel aus ihrem Blickwinkel vermutlich überhaupt nicht nachvollziehen. So kann man sich in beide Figuren ganz gut hineinversetzen, wobei man Gavin im Endeffekt trotzdem etwas lieber mag als seine Frau. Es ist extrem charmant wie sehr Gavin sich für Thea ins Zeug legt und natürlich tut er das auch aus den richtigen Gründen. Er will sie zurückgewinnen, weil er sie aufrichtig liebt und nicht etwa, um schlechte Schlagzeilen zu vermeiden oder Ähnliches.

Theas Verhalten ihrem Ehemann gegenüber erscheint einem hingegen manchmal etwas unfair. Natürlich hat Gavin Fehler gemacht, doch das trifft auf Thea genauso zu, immerhin kann eine Ehe nur funktionieren, wenn beide Partner an der Beziehung arbeiten und ehrlich zueinander sind. Thea ist also an der ganzen Situation nicht unschuldig und tut Gavin Unrecht, wenn sie ihn aufgrund einer Handlung nun mit einer gewissen anderen Person in eine Schublade steckt und sich weigert ihm eine zweite Chance einzuräumen, nur weil sie in der Vergangenheit gelernt hat, dass es manchmal tatsächlich besser wäre einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen anstatt das Unvermeidliche immer weiter hinauszuzögern. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob man krampfhaft an einer lieblosen Ehe festhält oder es – sich selbst und der gemeinsamen Kinder zuliebe – noch einmal ernsthaft miteinander versucht.

Man freut sich sehr als Thea und Gavin sich im Verlauf der Geschichte langsam wieder näher kommen – und das nicht erst auf den letzten Seiten. Die beiden sind ein tolles Paar, das einfach lernen muss, ehrlicher und offener über Probleme zu sprechen, damit sie sie gemeinsam überwinden können. Dass sie einander wirklich lieben und sich nicht nur körperlich zueinander hingezogen fühlen, verdeutlicht vor allem Gavin mit verschiedenen, vielsagenden Gesten, mit denen er zumindest die Herzen der Leser augenblicklich für sich gewinnt.

Gegen erotische Szenen hat man eigentlich nichts einzuwenden, im letzten Drittel übertreibt Lyssa Kay Adams es jedoch ein wenig damit. Man kann zwar sehr gut verstehen, dass Thea ihrem attraktiven Ehemann irgendwann nicht länger widerstehen kann, hat zwischenzeitlich aber das Gefühl, dass sich bei den beiden plötzlich alles nur noch um Sex dreht. Ein paar Szenen werden regelrecht zu bloßen Lückenfüllern degradiert, obwohl sie eigentlich einen viel größeren Einfluss auf die Geschichte haben sollten. Dieser Aspekt rückt zeitweilig also zu sehr in den Fokus, was einfach schade ist. Außerdem hätte die Autorin diese intimen Szenen ruhig ein wenig authentischer gestalten können.

Unrealistisch oder besser gesagt etwas überstürzt wirkt letztendlich auch die Entwicklung der Charaktere, die zwar erfreulich ist, dadurch allerdings an Glaubwürdigkeit verliert. Es ist nie zu spät die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und sich zu ändern, das passiert in der Regel aber nicht von heute auf morgen. Grundsätzlich ist man jedoch sehr zufrieden mit dem Ausgang der Geschichte, die eine Portion Drama am Schluss natürlich nicht vermissen lässt.

Ausschlaggebend dafür, dass man die Geschichte so genießt, sind insbesondere der humorvolle Schreibstil der Autorin und ihr Gespür für Situationskomik. Gavins sarkastische Kommentare zu seiner Lektüre und die witzigen Dialoge – sowohl zwischen ihm und Thea als auch innerhalb des Buchclubs – sind einfach herrlich und bringen einen immer wieder dazu lauthals zu lachen oder permanent zu grinsen. Wer es unbedingt vermeiden möchte die neugierigen Blicke anderer auf sich zu ziehen, sollte das Buch daher keinesfalls in den öffentlichen Verkehrsmitteln lesen (oder hören).

Schon allein deshalb wird man sich die Fortsetzung keinesfalls entgehen lassen, selbst wenn man Theas Schwester Liv, die an der Seite eines anderen Mitglieds des Buchclubs im zweiten Band in den Mittelpunkt rückt, mit gemischten Gefühlen begegnet. Anfangs mag man sie recht gern, nicht zuletzt weil sie sofort für ihre Schwester Partei ergreift, in der Mitte verliert sie dann gewaltig an Sympathie, bevor sie am Ende doch wieder beim Leser punkten kann. Langweilig wird es mit ihr garantiert nicht und die Art, wie sie Mack bei ihrer ersten Begegnung sofort die Sprache verschlägt, ist definitiv ein gelungener Vorgeschmack auf den zweiten Band.

*FAZIT*
Wer keine allzu tiefgründige Handlung oder einen umfassenden Einblick in die Vielseitigkeit des Genres erwartet, sondern mit einer seichten, überaus witzigen Liebesgeschichte für Zwischendurch viel lieber seine Lachmuskeln trainieren will, dürfte mit The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman bestens beraten sein.