Rezension

Eine sensible Geschichte über Freundschaft, Liebe und Tod

Erzähl mir was Schönes - Lioba Werrelmann

Erzähl mir was Schönes
von Lioba Werrelmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das schöne Cover lud mich zur Lektüre ein: Ein Bootssteg ins Wasser ragend, zwei Menschen am Ende des Stegs, aufs Wasser schauend. Ein stilles Bild. Einfach und still. Wie viel emotionale Kraft mir dann tatsächlich in diesem Buch entgegenkam, hatte ich nicht erwartet.

 

Julia ist sensibel, ängstlich, klug, vorsichtig, so zart erscheinend, dass sie „durchscheinend“ wirkt. Von Kindheit an auf sich gestellt mit einer manisch-depressiven Mutter, die sich nicht kümmerte. Isabelle ist unbekümmert, spontan, lebenslustig, kraftvoll, nimmt sich was sie will. Zwei Frauen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, und doch sind die in inniger Freundschaft miteinander verbunden. Als Isabelle an Krebs erkrankt und stirbt, bleibt Julia in tiefer Trauer zurück, und es braucht einen langen Weg, bis sie aus der tiefen Lebenskrise herausfindet.

 

In meinem Urteil über das Buch bin ich hin und hergerissen. Die geschilderten Persönlichkeiten der beiden Freundinnen bleiben mir in ihren jeweiligen Extremen fremd, eine Freundschaft mit Julia und/oder Isabelle wäre mir persönlich unvorstellbar. Entsprechend distanziert habe ich das Buch gelesen. Obwohl mich die jeweiligen schicksalhaften Erlebnisse der beiden Freundinnen durchaus berührten, was vielleicht weniger am Geschehen als vielmehr am Schreibstil lag. Die in relativ kurzen Sätzen wiedergegebenen Gedanken, Gefühle und Gespräche rücken dem Leser ziemlich nahe, was auch daran liegen mag, dass im Präsens geschrieben wurde. Die eingestreuten Rückblicke empfand ich teilweise als verwirrend, weil sie nicht chronologisch eingefügt wurden und so beim Einordnen in das gegenwärtige Geschehen besonderer Aufmerksamkeit bedurften. Die kraftvolle Emotionalität, die dem Leser auf jeder Seite entgegen kommt, liegt oft haarscharf an der Grenze zur Larmoyanz, aber durch die feine, klare, sensible, mit vielen Zwischentönen durchsetzte Sprache gleitet die Geschichte nicht ab ins Kitschig-Beliebige.

 

Kurzum: Eine sensible Erzählung rund um die großen Lebensthemen von Freundschaft, Liebe und Tod, mit Protagonisten, die mir leider fremd blieben.