Rezension

Eine sonderbare Geschichte

A wie B und C - Alexandra Kleeman

A wie B und C
von Alexandra Kleeman

Bewertet mit 4 Sternen

Der Schreibstil von Alexandra Kleeman ist sehr gut. Die abstruse, sonderbare Geschichte um ihre „Hauptpersonen“ A, B, und C ist flüssig zu lesen, war für mich an manchen Stellen ungewöhnlich, bizarr und magisch. Es mutete wie Science Fiction an.

In einer Buchhandlung oder in einer Bibliothek hätte ich dieses Buch nie ausgewählt. Das Cover und die Goldbuchstaben verführen zwar in ihrer cleanen Ausstrahlung erst einmal danach zu greifen. Aber! Die Beschreibung des Klappentextes ist für mich nichtssagend und wird dem Roman nicht gerecht.

Nun habe ich mich auf dieses Buch eingelassen, es bis zum Ende gelesen und lange darüber nachgedacht. Nie ist mir etwas Ungewöhnlicheres untergekommen.
Jeder Mensch hat mehr oder weniger Macken, aber in so einer Dichte, so intensiv habe ich es noch nie gelesen.

Nun zum Inhalt, wie ich (!) ihn verstanden und interpretiert habe:

A erzählt aus ihrer Sicht, in der Ich-Form. Sie ist eine attraktive, junge Frau, die einem Beruf nachgeht. In ihrer Wohnung lebt sie mit B zusammen, die ihr aufs Haar gleicht.

A und B sind eine Person und C, der Freund von A existiert nicht wirklich, sondern nur mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft.

A, B, C sind beliebig, ebenso die Geschichte, alles eine Metapher für das was uns umgibt.

A hat eine schwere Essstörung. Sie ernährt sich von Orangenspalten, Wassereis und Kandy Kakes (synthetischer Keks) und kann sich schwer entscheiden, wann sie was und wie viel davon essen soll.

A will sich unbedingt von B unterscheiden, von ihr trennen, sich von ihr abkapseln.
S. 91 „ Es gab keine Möglichkeit, sie zu ruinieren, ohne mich zu ruinieren.“

Alexandra Kleemann benutzt eine bildliche Sprache und einmalige, abenteuerliche Vergleiche. Hier ein Beispiel:
S. 87 „Es ist, als würde man einen Regenbogen aus Benzin essen. Wenn Benzin gut schmecken würde.“

In der Geschichte, welche die Autorin erzählt, fehlt für mich der rote Faden. Das liegt sicher an mir (Generationsfrage/Alter/Sozialisierung). Positiv zu werten ist, dass man angeregt wird, nachzudenken. Interpretationsmöglichkeiten ergeben sich mehrere. Geht es um den Sinn des Lebens? Dafür spräche beispielsweise, dass nach der Ursache des „Verschwundene – Väter- Syndroms“ (S. 89) gesucht wird. Diese verschwundenen Väter haben sich auf die Suche nach dem perfekten Leben begeben.

Schließlich begibt sich A unter Mithilfe der Wallys in die Kirche der VEREINIGTEN ESSER in eine Art Selbstfindung. Abstruse Schilderung der Zustände in dieser Sekte. Das Ziel der Maßnahmen in der Gemeinschaft der Kirche ist, dass gut angepasste ESSER sich nicht erinnern werden, sie kommen ins „Helle“ und legen das „Dunkle“ ab. Sie werden „reine Menschen“!

A scheint zumindest zum Ende der Geschichte das gefunden zu haben, was sie suchte.

(Es wurde von mir als Print gelesen.)