Rezension

Eine souveräne Erzählung

Die souveräne Leserin
von Alan Bennett

Alan Bennetts wunderbare Geschichte Die souveräne Leserin erzählt mit herrlich britischem Humor wie die Queen von England zum Lesen kam.
Es beginnt an einem sonnigen Tag, an dem die Queen ihre Hunde ausführt. Diese bellen peinlicherweise den Mann aus dem Bücherbus an, der einmal wöchentlich auf dem Schlossgelände hält. Daher sieht es die Queen als ihre königliche Pflicht, als Entschuldigung ein Buch auszuleihen.
Von da kommt sie jede Woche wieder und leiht sich ein neues Buch. Gemeinsam mit dem Küchenjunge Norman, der ebenfalls ein regelmäßiger Besucher des Bücherbusses und darüber hinaus ein Fan schwuler Literatur ist, taucht sie immer tiefer in die Welt der Literatur ein.
So tief, dass sie irgendwann beginnt, ihre königlichen Pflichten zu vernachlässigen.  Während sie dem Volk scheinbar huldvoll aus der Kutsche zuwinkt, liest sie heimlich Bücher und Minister müssen warten, bis Ihre Majestät die neuesten Gedanken zu einem eben beendeten  Buch in ihr Notizbuch geschrieben hat, bevor sie begrüßt werden. Mit immer neuen Fragen über Literatur und dem plötzlich geäußerten Wunsch, diesen und jenen Autor persönlich zu treffen,treibt sie ihren steifen Privatsekretär fast in den Wahnsinn.
Als sie dann auch noch anfängt, Untertanen und Diplomaten anderer Staaten in literarische Gespräche zu verwickeln, obwohl diese vollkommen ahnungslos sind, ist das Chaos perfekt...

Beim Lesen dieses leider viel zu kurzen Buches musste ich mehrmals laut lachen, denn es war einfach zu komisch mit anzusehen, wie aus der steifen und immer höflichen Monarchin durch das Lesen eine einfühlsame und menschliche Königin wird, die mit allen erdenklichen Tricks versucht, heimlich ein paar Minuten zu lesen, bis die nächste royale Pflicht ruft.

Meiner Meinung nach stellt Alan Bennett sehr glaubhaft dar, wie sehr Bücher einen in ihren Bann ziehen können, selbst wenn man ihnen zuerst skeptisch gegenüber ist. Der Sog, der von einer guten Geschichte ausgeht, ist hier so bildlich wie auch jeder von uns selbst seine Buchsucht  empfindet.
 Ich war wirklich traurig als die Geschichte zu Ende war. Denn der Schreibstil ist sehr flüssig und leicht zu lesen und die Charaktere sind vielschichtig und alle auf ihre eigene Art liebenswert.
Ein tolles Buch über die Liebe zu Büchern, über die man fast alles vergessen kann. Wer Bücher über Bücher liebt und britischen Humor mag, liegt mit diesem Buch goldrichtig.