Rezension

eine spanndende Welt voller gnadenloser Unterdrückung

Bannwald - Julie Heiland

Bannwald
von Julie Heiland

Zitate:
„Ich beiße mir auf die Unterlippe. So fest, dass ich Blut schmecke. Etwas Warmes rinnt über meine Wange.“
(S.68)

„Das Rot, das den Himmel erfüllt, ist blutig. Ein tiefes Rot. So als würde der Tag sterben und die Nacht wäre sein Mörder.“
(S.96)

Inhalt:
Seit Generationen werden die Leonen von den Tauren unterdrückt. Die Herrschaft der Tauren ist gnadenlos. Wenn sie nicht bekommen, was sie fordern, droht der Tod. Die Leonen werden als Freiwild betrachtet.

In dieser Welt der Sternenstämme ist Robin aufgewachsen. Ihr bester Freund Laurin ist ihre Stütze und Vertrauter. Die Grenzen zwischen den Stämmen sind klar abgesteckt. Und doch überlebt Robin die Begegnung mit Emilian, einem Tauren. Unerwartet. Nicht erklärbar. Robins Geheimnis bleibt dem Feind nicht verborgen. Sie schwebt in großer Gefahr. Mit ihr zusammen droht dem ganzen Stamm der Leonen der Untergang. Freiheit oder Versklavung? Der Einsatz ist hoch und am Ende kann der Tod stehen.

Meinung:
Die Informationen, die ich im Vorfeld zu „Bannwald“ gehört hatte, haben die Neugier auf eine interessante Geschichte in mir geweckt. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann ich mich in diese Geschichte stürzen würde. Zum Glück kam das Buch genau zur richtigen Zeit, so dass ich gleich danach greifen konnte.

Und so wurde ich auch gleich auf den ersten Seiten in die Welt von Robin, der Protagonistin, geworfen. Womit ich allerdings erstmal tatsächlich zu kämpfen hatte, war der Name der Protagonistin selbst. Robin als Name ist in meiner Vorstellung eher maskulin angehaucht. Insofern musste ich auf den folgenden Seiten versuchen, die weibliche Seite an Robin zu entdecken.

Hier nahm Julie Heiland jedoch zahlreiche Handlungen zum Anlass, mich meine ersten Gedanken in diese Richtung vergessen zu lassen. Mehr und mehr nahm ich Robin dann doch als das war, was sie wirklich ist. Eine junge Frau, mit all ihren Gedanken und Gefühlen. Ich mochte Robin mit jeder Seite mehr und fühlte mit ihr. 

Und so begleitete ich diese junge Frau, nahm einige Enttäuschungen zusammen mit ihr auf mich, stellte mich gefährlichen Situationen und spürte doch fortwährend das enorme Potential in ihr. Und irgendwann verriet sie mir ihr Geheimnis auch. Gerade hat sie es selbst erst entdeckt. So mächtig, so einzigartig. Sie könnte ihrem Stamm tatsächlich eine Heldin, die Retterin werden. Sobald sie an der Übermacht ihrer Feinde beginnt zu zweifeln, wird sie bereit sein. Und das war aus meiner Sicht eigentlich nur eine Frage der Zeit. 

Die Begegnung mit dem jungen Tauren Emilian lässt sie an ihrem bisherigen Weltbild zweifeln, doch an ihren Idealen hält sie fest. Robin wagt das Abenteuer, bleibt dennoch vorsichtig und überlegt. Kann man Emilian wirklich trauen? Was ist sein Antrieb? Welche Ziele verfolgt er? Die Antworten auf ihre Fragen sind vielschichtig, sind nicht mit einem Satz erklärbar. Robin wählt die Gefahr und lässt sich auf diese ein. Spannung ist dadurch garantiert. 

Emilian bleibt zu großen Teilen undurchschaubar. Seine Persönlichkeit und Emotionen verbirgt er hinter einer undurchdringbaren Mauer, über die man nur selten schauen kann. Dennoch beschönigt er seine Taten nicht, er steht zu dem, was er nun einmal ist. Dies wirkt auf Robin abschreckend und anziehend zugleich. Denn sein Wesen ist, trotz seiner tödlichen Macht, faszinierend.  

Ich muss sagen, der Schreibstil von Julie Heiland hat es auf jeden Fall schon in sich. Die Autorin hetzte mich mit kurzen, Spannung erzeugenden Sätzen förmlich durch die Handlung. Irgendwann entwickelte sich hierdurch bei mir allerdings der Eindruck, dass ich mich förmlich beim Lesen selbst überholt hatte. Mit einigen kleinen Verschnaufpausen wäre dieses Gefühl vermutlich nicht entstanden. Dennoch folgte ich der Geschichte aufmerksam und neugierig durch die Handlung.

Die Handlung konnte ich direkt an der der Seite von Robin erleben, da die Geschichte aus ihrer Ich-Perspektive in Gegenwartsform präsentiert wurde. Nur ab und an wurden kurze Kapitel eingeschoben, die eine andere Sicht in die Handlung einfügten. Eingebaute Dialoge ergänzten die Szenerie.

Die Charaktere gestaltet Julie Heiland vorstellbar, überlässt dem Leser dabei dennoch größtenteils die jeweiligen Vorstellungen zur Abrundung durch eigene Gedanken. Einen Rahmen hat sie hier definitiv abgesteckt und vorgegeben. Wie auch bei der Geschichte selbst entwickelten sich hier bei mir jedoch einige „weiße Flecken“, die ich hoffe, im Folgeband mit Leben füllen zu können. Denn noch fehlen mir einige Informationen.

Insgesamt konnte mich Julie Heiland schon zu großen Teilen mit ihrem Weltentwurf überzeugen und eine gute Basis für eine Fortsetzung legen. Fürs Erste bin ich auf jeden Fall von dieser Idee angetan und freue mich eindeutig auf den Fortsetzungsband „Blutwald“.
 
Urteil:
In „Bannwald“ erlebte ich gnadenlose Unterdrückung gemischt mit arroganten Machtansprüchen, aber auch Gemeinschaftsgefühl und Zielstrebigkeit. Meine Zeit bei den Sternenstämmen war für mich ein schönes Leseerlebnis, das mir auf jeden Fall knappe 4 Bücher wert ist.

Für alle, die unterdrückten Charakteren beistehen, dabei Niederlagen einstecken können und dennoch das Ziel hartnäckig verfolgen.

Die Reihe:
1. Bannwald
2. Blutwald

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