Rezension

Eine spannende Reise ins künstlerische Rom

Römisches Fieber - Christian Schnalke

Römisches Fieber
von Christian Schnalke

Bewertet mit 4.5 Sternen

Franz Wercker will schon von Kindesbeinen an Schriftsteller werden. Nach seiner unschönen Kindheit reist als Filippo Miller, dem Namen, mit dem seinerzeit schon Goethe nach Italien gereist ist, von Zuchthaus und Hinrichtung bedroht, über die Alpen, an den Gardasee. Hier ist er mit seinen Kräften am Ende, zerlumpt und total erschöpft, will er sich im Gardasee umbringen.

Cornelius Lohwaldt, durch eine Leibrente von König Maximilian dazu in der Lage, lebt für seine Dichtkunst. Auch er will nach Rom. Wie es aber der Zufall will, endet sein Leben, als er schwimmend im Gardasee mit dem Tod ringt und diesen Kampf verliert. Auch Franz kann ihn nicht retten. Er nutzt das Schicksal zu seinen Gunsten und reist unter der Identität von Lohwaldt weiter nach Rom, seiner Sehnsuchtsstadt. Hier tritt er ein in das ausschweifende Leben als Künstler, findet schnell Freunde und vor allem die Anerkennung, die er sich immer gewünscht hat.

In Sorge um ihren Bruder und weil sie sich aus den Zwängen der Familie befreien will, kommt Cornelius´ Schwester Isolde nach Rom. Schnell findet sie den Namensträger ihres Bruders und der Lügenballon, den Franz über sich aufgebläht hat, droht zu zerplatzen…

 

Anfangs hatte ich etwas Mühe in die Geschichte hinein zu kommen. Aber nach ein paar Seiten hatte sie mich gepackt. Ich habe mit den Protagonisten gelitten, mich hier und da gefürchtet, habe gelacht und vor allem das neue Leben von Franz / Cornelius genossen.

Eine Geschichte, in der ich alles finde, was für mich einen guten Roman ausmacht: ein Mord, ein Unglück, Liebe, Freundschaft, die vielfältige Kunst, eine unverhoffte Wendung und ich habe mitgefiebert – immer wieder. Mit der Vielzahl von Nebenrollen musste ich auch noch klar kommen, ohne diese zu verwechseln.

Und ich hatte den Eindruck, dass auch der Autor voll in seiner Geschichte drin ist und sie nicht nur erzählt. Die Bildhaftigkeit des Schreibstils und das Realistische der Protagonisten haben mein Kopfkino schnell in diese andere Zeit hineingezogen.

Ich fand das Flair und die Landschaftsbeschreibungen vom Gardasee sehr beeindruckend und schön. Als ich dann zusammen mit Franz / Cornelius im Rom bin, fehlen mir hier diese Bilder etwas. Das wurde dann aber durch die vielen künstlerischen Details und Kleinigkeiten wieder wettgemacht. Hier in Rom komme ich mit der farbigen Welt der Künstler und ihrer Künste in Berührung und das hat mich richtig fasziniert. Ich fühle mich mitten hinein katapultiert in das römische Künstlerleben von vor fast genau 200 Jahren.

Ein spannender, künstlerischer Roman, der mich begeistert hat. Es war mein erstes Buch des Autors. Aber ich hoffe auf mehr.