Rezension

Eine spannende und authentische Erzählung über die deutsche Nachkriegszeit

Die geliehene Schuld - Claire Winter

Die geliehene Schuld
von Claire Winter

Inhalt: 
Der Krieg ist vorbei, doch auch die Zeit nach den schrecklichen Kriegsjahren hinterlassen ihre tiefen Spuren. Deutschland ist im Umbruch und vieles ist immer noch ungeklärt. 
Jonathan, ein junger Redakteur stößt durch einen Zufall auf grausige damalige Machenschaften, die er am Ende mit seinem Leben bezahlen wird. Doch wer wollte seinen Tod? Vera, eine gute Freundin und Kollegin, die seinen Verlust nicht einfach hinnehmen kann, nimmt seine Arbeit an diesem Fall wieder auf und beginnt Fragen zu stellen.
Nichts ahnend, in welche Gefahr sie sich begeben wird....

Meine Meinung:
Nun habe ich auch den dritten Roman meiner Lieblingsautorin Claire Winter beendet und ich bin wieder so begeistert , wie bei ihren zwei vorherigen Büchern. Neben den „Schwestern von Sherwood“, reiht sich dieses Buch zeitlich nach „Die geliehene Zeit“ ein und behandelt die Zeitspanne von 1948 bis 1949 und beschreibt die deutsche Nachkriegszeit, mit all ihren dunklen Facetten. 
Claire vermittelt uns mit einem bildhaften Schreibstil einen Einblick in die damalige Zeit, indem sie vier fiktiven Protagonisten Leben einhaucht und der Geschichte durch eine sehr gute Recherchearbeit eine Authentizität verleiht, die ich so in dieser Art selten gelesen habe.
Die Erzählung wechselt also zwischen den vieren immer wieder hin und her und hat eine schiere Spannung heraufbeschworen, die seines Gleichen sucht.
Bereits am Anfang des Buches konnte ich gar nicht sagen, welchen Protagonisten ich mehr mochte, denn zu allen habe ich innerhalb der Erzählung eine Beziehung aufgebaut und habe sie gleichermaßen gerne verfolgt.
Jeder der vieren hatte sein Päckchen nach dem Krieg zu getragen. Besonders Vera und Lina traf der Verlust geliebter Menschen schwer. Und anstatt sich zurückzuziehen und dem Leben seinen Lauf zu lassen, wachsen sie über sich hinaus. Auch Marie und Jonathan, der oft in Form von Rückblenden erzählt, nehmen eine tragische Rolle ein. Ihre unterschiedliche Entwicklung im Buch ist spürbar und ließ mich an manchen Stellen einfach atemlos zurück. Es ist also nicht nur eine Erzählung über die damaligen Verhältnisse, sondern dieses Buch verarbeitet auch eine verzwickte Familiengeschichte und sogar eine kleine zarte Liebesgeschichte, die sich sehr gut einfügt.

Ganz am Anfang des Buches habe ich mich tatsächlich gefragt, wie die Autorin es schaffen wird, vier Protagonisten einen gleichbedeutsamen Platz in der Handlung einzuräumen, ohne das eine dieser Person so in den Hintergrund rückt, dass sie nachher nur noch eine schemenhafte Gestalt darstellt und in der Erzählung ihren Platz verliert. Dies kann ich in diesem Buch tatsächlich verneinen. Claire Winter hat es von der ersten bis zur letzten Zeile geschafft, dass ich gerne allen  gefolgt bin und nie den Faden zu ihnen verloren haben. 

Geschickt waren auch die Handlungsverläufe verknüpft, sodass ich als Leser immer nur einen Teil erfahren habe und als es gerade so spannend war, es wieder zum nächsten wechselte. Es begeisterte mich also ungemein und ließ den Spannungsbogen bis zum Ende des Buches nie abflauen.
Wenn es mir nur um die freudige Erwartung auf den weiteren Verlauf gegangen wäre, hätte ich das Buch wohl in einem Abend ausgelesen. Jedoch hat es in mir eine große Begeisterung hervorgerufen, das Buch tatsächlich nur kapitelweise zu lesen und meinen Gedanken zu dem Inhalt freien Lauf zu lassen. 
Was könnte diese Menschen miteinander verbinden? Welche Gefahren werden sie sich weiterhin aussetzen müssen? Werden alle Personen, diese rasanten Handlungsverlauf überleben? Diese Erzählung hat mich sehr in seinen Bann gezogen, sodass ich mich auch in meiner Freizeit damit beschäftigt habe. 
Dieses darüber Nachdenken betraf nicht nur Vera, Marie, Lina und Jonathan, da sie nur fiktive Persönlichkeiten darstellten. Vielmehr war es auch die damalige dunkle Zeit mit all ihren verarbeiteten Fakten im Buch. Fakten, die mir nicht so bewusst waren und eine Zeit in Deutschland aufzeigen, die sehr grausam war und die noch viele Menschen das Leben gekostet haben. Einen Teil einer Zeitgeschichte, der mein Wissen auf jeden Fall bereichern hat und mir noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.

Mein Fazit:
Claire Winters Buch „Die geliehene Schuld“ ist wieder einmal ein kleines Meisterwerk, was mich von der ersten Seite bis zur letzten restlos begeistern konnte und mich in ihren Bann gezogen hat. 
Es ist eine authentische Erzählung über eine dunkle Epoche unserer Zeit die noch lange in mir nachhallen wird.