Rezension

Eine starke junge Frau um 1830

Die Tochter der Toskana - Karin Seemayer

Die Tochter der Toskana
von Karin Seemayer

Italien 1832, in dem Dorf Cerreto lebt Antonella Battistoni mit ihrer Familie. Es ist ein eher ärmliches Leben, denn die Männer müssen mit ihren Schafen im Winter in die Maremma ziehen, da in den Bergdörfern nicht genug zu fressen da wäre. Die Frauen und Kinder halten die Stellung kümmern sich um die anderen Tiere, Hühner  und Ziegen, rösten die Kastanien und verarbeiten sie zu Mehl.Die Battistoni sind stolz, Teresa, die Älteste, ist einem Carabinieri versprochen und Paolo, der reiche Müllerssohn, bewirbt sich um Antonella. Auch sie fühlt sich geschmeichelt. Bis Paolo seine Rechte schon vor der Ehe einfordern will und das auf recht grobe Art. Ein Fremder rettet sie und jagt Paolo davon. Bei ihren Eltern spielt er das Unschuldslamm, sie habe ihn verführt und ihr droht er. So bleibt nach ihrer Meinung nichts anderes übrig als die Flucht. Im Dorf will und kann sie nicht bleiben, ihre Eltern würden niemals zu ihr stehen. Sie hat Glück, Marco der Fremde, ihr Retter, will sie nach Genua begleiten. Sie weiß aus Briefen von Eneide, einer Schwester ihrer Mutter, daß sie dort eine Stellung als Köchin hat. Vielleicht kann sie ja dort unterkommen, bei Francescas Mutter in der Osteria hat sie einiges gelernt.
Jetzt beginnt ein unwahrscheinliches Abenteuer. Antonella lernt reiten, lernt schreiben und lesen und bringt sie mehr als einmal durch ihre Fertigkeiten weiter. Sie werden kontrolliert und da merkt sie, daß das Marco nicht sehr angenehm ist. Ein bißchen was erzählt er ihr! Er wird gesucht. Antonella bewundert ihn trotzdem, er läßt sie mitreden, mtbestimmen, respektiert sie einfach, so ganz anders als es in ihrem Dorf üblich ist. Es entsteht so langsam eine Verbindung und es wachsen Sehnsüchte, die sich schließlich auch erfüllen.Als sie sich Genua nähern sind beide traurig. Marco bringt sie noch zu der Adresse, wo ihre Tante in Stellung sein soll. Ein Schock für Antonella, keiner kennt Eneide. Gottseidank ist Marco noch in der Nähe und verschafft ihr eine Stellung im Palazzo der Barrati. Dann ist sie auf sich alleine gestellt, das macht sie aber, typisch Antonella, sehr gut.
Endlich taucht Marco wieder auf, von jetzt an wird es hochspannend, kriminell, Antonella ist zutiefst erschüttert. Sie weiß jetzt, wer oder was Marco wirklich ist und dann wird er sogar noch mit dem Tod bedroht. Tapfer und mutig macht sie sich auf den gefährlichen Weg ihn zu retten, denn sie hat erkannt, daß sie ihn liebt. Der Roman hat ein offenes Ende und auf der letzten Seite steht in  Geheimschrift , die nicht jeder lesen kann  , Fortsetzung folgt! Das war jetzt spaßig gemeint.
Ein Lob an die Autorin!
Karin Seemayer hat ein super recherchiertes Buch geschrieben. Der Leser taucht ein in die ärmliche Welt in Cerreto,die politische Situation in Italien, der Widerstand gegen die Habsburger wird so authentisch geschildert, daß man die Carboneria durchaus verstehen kann. in den Hafenkneipen sitzt man daneben und auch bei den Barratis fühlt man sich heimisch. Auch einiges über Wein, die Sorten und Lagerung, das  schneiden der Reben kriegt man zu lesen. Daß Antonia mit dem Schlageisen Feuer machen kann, bewundern sicher nicht nur weibliche Leser. Toll fand ich auch den Metato, ein warmer Raum, der neben dem Rösten auch dem Treffpunkt diente. Auch die Liebesszenen waren so gefühlvoll geschrieben, der erste Kuß, man wird direkt neidisch. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Besonders Antonella, die mit ihrer beherzten Art, ihrer schnellen Auffassungsgabe, ihrer "modernen" Auffassung, mich stark beeindruckt hat. Unerschrocken wurde sie zur Cousine!  Vergessen möchte ich Fabrizzio und Enrico nicht, den Bruder und den Freund.
 
Ich war sehr gerne in der Toskana, habe viel erlebt, Abenteuer und eine Zeitreise. Mit Karin Seemayer gehe ich gerne weiter!
Eine unbedingte Empfehlung