Rezension

Eine Stimme im Menschheitslied

Muldental - Daniela Krien

Muldental
von Daniela Krien

Bewertet mit 5 Sternen

Muldental, ein Sammlung von Erzählungen: Die Wende, ein Wandel. Eine Verschiebung nicht nur der der Grenzen, sondern auch der Gesellschaft. Daniela Krien schreibt über Menschen, deren Schicksale, über Verlierer. Ein Notizbuch voller Geschichte, voller Skizzen von Lebensdramen, die die Autorin gesammelt hat, die ihr zugetragen wurden. Viele dieser Geschichten passen wie die Faust aufs Auge zu den Menschen, für die die „Wende“ alles umkehrte im Leben. Aber viele ihre Geschichten haben eine Allgemeingültigkeit. Wendeverlierer, Bildungsverlierer, Digitalisierungsverlierer, Globalisierungsverlierer. Jeden von uns kann, wenn das gewohnte Gefüge zusammenbricht, ein ähnliches Schicksal erleiden. Heute mehr denn je. Daniela Krien hat oft wenige Worte, diese aber dafür umso eindringlicher, für Menschen, deren Platz im Leben verrutscht ist. Sie wertet nicht, beurteilt nicht, verurteilt nicht. Die Menschen in dieser Kurzgeschichtensammlung haben viel erlebt, die DDR Diktatur, die Stasi Bespitzelung, den Verlust von Arbeit, Respekt, Würde.

Trauer, Ausweglosigkeit, Ablehnung, Anpassung, Aufgabe. Es gibt so viele Facetten, in diesem Band, die traurig machen, zornig, nachdenklich.

„Wir lesen gerne vom Scheitern, wenn am Ende ein Sieg steht“, schreibt die Autorin in ihrem Vorwort. „Nicht jede Lebensgeschichte erfährt ein siegreiches Ende.“

Das hält uns Daniela Krien deutlich in ihren Erzählungen vom Muldental vor Augen.  Von der ersten Geschichte bis zu letzten zieht Daniela Krien einen Kreis, lässt in ihrer letzten Geschichte einen Schimmer Hoffnung aufleuchten, dass nicht alles Mühen und Bangen und Streben vergeblich ist. Gibt der verzagten Leserin ein kleines bisschen Hoffnung mit. Und gibt jedem eine Stimme im Menschheitslied, einen Platz in der Literatur.