Rezension

Eine Story, die unter die Haut geht

Verschollen in Palma - Mons Kallentoft

Verschollen in Palma
von Mons Kallentoft

Bewertet mit 4 Sternen

Tim Blanck gelingt es, seine Frau dazu zu überreden, den Herzenswunsch ihrer 16-jährigen Tochter Emme zu erfüllen und sie, gemeinsam mit zwei Freundinnen, in den Partyurlaub nach Mallorca fliegen zu lassen. Doch das Unfassbare geschieht: Emme verschwindet spurlos und wird nie wieder gesehen. Mittlerweile sind drei Jahre vergangen. Die Polizei hat die Suche nach Emme längst eingestellt. Doch Blanck gibt nicht auf. Er hat seine Zelte in Schweden abgebrochen und ist auf die beliebte Urlaubsinsel übergesiedelt, um dort weiter nach einer Spur zu suchen. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich als Privatermittler. Als er von einem vermögenden deutschen Geschäftsmann den Auftrag erhält, dessen Frau zu beschatten und herauszufinden, ob sie einen Geliebten hat, ahnt Blanck noch nicht, in welche üblen Machenschaften er durch diesen Auftrag verstrickt wird....

 

In Kallentofts Mallorca-Krimi betrachtet man die beliebte Urlaubsinsel aus einem ganz anderen Blickwinkel. Denn hier wird nicht die unbeschwerte Urlaubsatmosphäre und die überschäumende Leichtigkeit, die damit verbunden ist, vermittelt. Im Gegenteil, man wirft einen Blick auf die dunkle Seite des vermeintlichen Paradieses und folgt Privatermittler Tim Blanck in einen regelrechten Sumpf aus Gier, Korruption und gnadenloser Gewalt. 

 

Beim Einstieg sollte man konzentriert lesen, denn der Schreibstil ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Knappe und zuweilen eher abgehackte Sätze, unterstreichen die fiebrige Suche des verzweifelten Vaters. Es ist zwar anfangs nicht leicht, dem Ganzen mühelos zu folgen, dennoch kann man dadurch hervorragend nachvollziehen, was in Tim Blanck vorgeht und ihn antreibt. Denn immerhin sind drei Jahre vergangen, seit Emme spurlos verschwand. Doch Blanck gibt nicht auf, sondern sucht verzweifelt nach seiner Tochter. Durch den außergewöhnlichen Schreibstil kann man seine Gefühle nachvollziehen. Seine fieberhafte Suche, nach der geringsten Spur, die ihn zu seiner Tochter führen könnte, wird dadurch eindringlich vermittelt. Außerdem gerät man, ohne es bewusst zu bemerken, bereits nach kurzer Zeit in den Sog der Ereignisse und wird regelrecht mitgerissen. 

 

Rückblicke in die Vergangenheit und aktuelle Ereignisse wechseln. Deshalb ist es gerade anfangs wichtig, die jeweiligen Perspektiven genau einzuordnen, damit man den roten Faden, der zuweilen etwas versteckt durch die Handlung führt, nicht verliert. Sympathische Charaktere und unbeschwerte Urlaubsatmosphäre darf man von diesem Mallorca-Krimi nicht erwarten. Man spürt zwar die sommerliche Hitze, die auf der Insel herrscht, doch sie wirkt nicht sommerlich, leicht und unbeschwert, sondern eher mörderisch. Die Einblicke in die dunkle Seite des Urlaubsparadieses sorgen dafür, dass man schon bald nicht mehr weiß, wem man vertrauen kann und was man glauben soll. Das verstärkt allerdings das Gefühl, dass man unbedingt erfahren möchte, was im aktuellen Strang vor sich geht und ob sich eine Verbindung zu Blancks verschwundener Tochter ziehen lässt. 

 

Ein spannender, teilweise verwirrend erzählter Krimi, bei dem es sich definitiv lohnt, dranzubleiben. Denn dann wird man mit einer Story belohnt, die unter die Haut geht.